Folge 8: Grün ist die Hoffnung 🫣
DER ATMO-NEWSLETTER ZUR WAHL
In Zusammenarbeit mit Weltreporter.net
FOLGE 8: Katerstimmung ••• Lernen aus der Katastrophe ••• Nach der Nacht kommt der Sonnenaufgang
Liebe Leserinnen und Leser,
zu schreiben, wir von atmo und das Team vom greening USA-Newsletter hätten sich für Dienstagnacht alles ein wenig anders erhofft, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Das Wahlergebnis ist eine Katastrophe für die Welt und natürlich auch für die Vereinigten Staaten selbst. So richtig finde ich immer noch keine Worte dafür und die, die mich finden, mute ich Ihnen lieber nicht zu. Statt eines ausführlichen Ausblicks auf die Klima- und Umweltpolitik unter einer Präsidentin Kamala Harris, die wir Ihnen liebend gern präsentiert hätten und auf die 74 Prozent von Ihnen laut unserer Umfrage aus der Vorwoche hofften, fragen wir in dieser letzten Ausgabe von greening USA danach, was sich aus ihrer Niederlage womöglich lernen lässt. Im Land selbst üben sich Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und Unterstützer:innen aktuell in einer Mischung aus Trauer, Wut und Trotz – wir haben weiter unten einige prominente Stimmen für Sie zusammengestellt.
Auch wir bei atmo empfinden Trumps Triumphzug als Einschnitt. Wir fühlen uns Werten wie Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit verpflichtet. Als journalistisches Medium sind wir Teil eines großen Ganzen. Alle Maßnahmen, mit denen wir der Klimakrise begegnen, die Natur und die Artenvielfalt schützen und für Menschenrechte und globale Solidarität eintreten, müssen innerhalb dieses großen Ganzen verhandelt und umgesetzt werden. Ohne echte Demokratie und ein Mindestmaß an Wehrhaftigkeit gegen die Antidemokraten werden wir bei unserem Streben nach einer besseren Welt scheitern.
Brandgefährlich: Anschlag auf einen Briefwahlkasten im Bundesstaat Washington / Quelle: Sky News
In dieser Woche hat atmo die erste große Zielmarke seit der Gründung erreicht. 10.000 abgeschlossene Abos belegen, wie wichtig offenbar auch Ihnen eine journalistische Stimme ist, die sich faktentreu, engagiert und lösungsorientiert mit den Hindernissen und Herausforderungen auf dem Weg ins post-fossile Zeitalter auseinandersetzt. Wir denken, dass solche Stimmen auch in Deutschland, das sich rasant dem nächsten Wahlkampf nähert, wichtiger sind denn je. Bitte helfen Sie uns weiterhin dabei, so stark zu werden, dass Themen wie Klima- und Umweltschutz, Demokratie und Menschenrechte auch 2025 öffentliches Gehör finden können. Wir brauchen Mut und vielleicht auch ein bisschen mehr Lautstärke und vor allem Sie: Erzählen Sie von atmo und unseren Plänen, leiten Sie unseren Abo-Button weiter, schreiben Sie uns, was Sie bewegt.
AMERIKA HAT GEWÄHLT
Kamala Harris
47.9 Prozent
Donald Trump
50,6 Prozent
Präsidentschaftswahl, Stand der Auszählungen am 9. November. Quelle: AP News
Und was die schreckliche Wahlnacht anbelangt – hier sind ein paar Gedanken dazu, die hoffentlich helfen, den Blick aufs große Ganze zu schärfen und jetzt erst recht nicht aufzugeben. Das hat die Erde nicht verdient. Die hat Trump schließlich nicht gewählt.
1. Jeder Schritt, jede Maßnahme zählt.
Donald Trump hat keinen Hehl daraus gemacht, die bisherige Klimapolitik zu zerschlagen. Von der Umweltbehörde bis zu wissenschaftlichen Institutionen, die sich mit dem Klimawandel befassen, soll möglichst nichts mehr übrig bleiben. Einige Bundesstaaten wie Kalifornien oder Illinois haben sich bereits auf diesen Fall vorbereitet und wollen weiter an ihren strengen Umweltgesetzen festhalten. Gemeinsam mit demokratischen Hochburgen wie Maryland und einem Netzwerk demokratisch regierter Großstädte entwickeln sie eine Art paralleler Klimaaußenpolitik, um weiter in internationaler Zusammenarbeit die Verträge zur Senkung der Treibhausgasemissionen einhalten zu können.
80 Prozent der Gelder aus dem Klimaschutzprogramm der Regierung Biden landeten in republikanisch regierten Bundesstaaten. Grüne Technologie, saubere Energie, die Förderung der E-Mobilität – all das spülte Jobs und Geld in die Regionen. Vor wenigen Wochen haben sich 18 republikanische Abgeordnete aus dem Repräsentantenhaus in einem gemeinsamen Brief hinter diese Maßnahmen gestellt. Der komplette Rückzug aus den erneuerbaren Energien und das Comeback etwa der Kohleförderung machen ökonomisch wenig Sinn, sodass nicht sicher ist, wie weit sich die sanfte Energiewende in den USA überhaupt zurückfahren lässt. Auf jeden Fall zeichnet sich ab: Jedes kleine und große Gesetz auf bundesstaatlicher Ebene, jede kluge Regelung in den Kommunen erschwert den Rollback.
Spannend ist auch der Blick auf die vielen Referenden, die am Wahltag zur Abstimmung standen. Im Bundesstaat Washington stimmten über 60 Prozent gegen die Rücknahme eines ambitionierten Klimaschutzgesetzes, in South Dakota eine deutliche Mehrheit gegen eine Regelung, die der fossilen Industrie das Geschäft mit der CO2-Speicherung erleichtert hätte. Die Bevölkerung von Minnesota sprach sich für die Fortführung eines Natur- und Umweltschutzfonds aus, der den Erhalt von Wäldern oder Flüssen finanziert, auf weitere 25 Jahre.
Es lohnt sich auch hierzulande, jeden noch so kleinen Fortschritt beim Klima- und Umweltschutz voranzutreiben und zu verteidigen. Und es hätte sich auch für einen taumelnden Bundeskanzler wie Olaf Scholz geziemt, mit einem Besuch bei der Montag in Baku, Aserbeidschan, beginnenden Klimaschutzkonferenz auszuloten, ob sich nicht auch ohne die USA dort länderübergreifende Klima-Bündnisse schmieden lassen. Doch der selbst ernannte Klimakanzler sagte den Termin und die Rede, die er dort eigentlich halten wollte, wieder ab.
2. Der Wert der Wahrheit.
Für Außenstehende mag es völlig wahnsinnig erscheinen, einen Mann wie Donald Trump in das wichtigste politische Amt der Welt zu wählen. In der Wirklichkeit, in der sich die meisten seiner Anhänger:innen bewegen, sieht das ganz anders aus. Nachwahlbefragungen zeigten, dass noch die absurdesten Narrative der Rechten den Weg in die Köpfe von Millionen Menschen gefunden hatten. Die Hälfte der Amerikaner:innen glaubt zum Beispiel, dass es für die Hurrikanopfer keine staatliche Hilfe gab, dass die Kriminalität im Land so hoch ist wie nie (sie sank deutlich gegenüber der Zeit unter Trump), dass die Ukraine Russland angegriffen hat, der Klimawandel ebenso Schwindel ist wie die vielen Negativgeschichten über ihr Idol und dass der Ex-Präsident fast immer die Wahrheit sagt.
Desinformation wird auch hierzulande immer noch unterschätzt, nicht zuletzt weil sie eine Wahnwelt abbildet, die so abstrus erscheint, dass jeder Faktencheck an ihr erstickt. Doch die Permanenz und Penetranz, mit der die falschen Narrative via Podcasts, Social Media und News-Entertainment-Konzernen verbreitet werden, ist nur möglich, weil viel Geld dahintersteckt. Sobald die Wahrheit nur noch als mediales Konstrukt erscheint, stellt sich die Frage, wem die Macht über die Produktionsmittel der Wirklichkeit obliegt. Wie es um die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland bestellt sein wird, entscheidet auch über diese Machtfrage.
In den USA, wo es in weiten Teilen des Landes gar keine unabhängigen Medien mehr gibt und die Reste öffentlich-rechtlicher Sender dahinschmelzen wie die Hoffnungen in der Wahlnacht, lassen sich die Folgen der Lügenmacht besichtigen. Es gelang nie wirklich, dem Team Trump die Hoheit über die Nachrichtenlage zu entziehen. Natürlich macht es Sinn, die populärsten Lügen des Demagogen zu entlarven, aber es braucht eben auch Gegenerzählungen. Wie kommen die hohen Preise für Lebensmittel im Supermarkt eigentlich wirklich zustande und wer profitiert davon? Was genau haben die Republikaner im Kongress alles an Maßnahmen blockiert, die gerade den ärmeren Schichten finanziell geholfen hätten? Wie teuer sind die vielen Natur- und Umweltkatastrophen infolge der Klimakrise und wer muss das bezahlen?
Wenn sich Medien zu Mikrofonhaltern degradieren, die einfach nur immer „beide Seiten“ zu Wort kommen lassen sollen, verlieren sie ihre aufklärende Funktion. Wie sich gerade in den für atmo wichtigen Themenbereichen wie dem Klima- oder Umweltschutz Geschichten attraktiver und emotionaler erzählen lassen, und so auch Narrative für eine antifossile Gegenpropaganda entstehen können, wird die große Herausforderung der kommenden Jahre sein. Noch haben wir dafür alle Chancen.
Herzlichst
Fred Grimm, atmo-Redaktion
PS: Ich möchte diesen letzten Newsletter von greening USA nicht verschicken, ohne ganz herzlich den wunderbaren Kolleg:innen Kerstin Zilm, Christoph Drösser und Arndt Peltner vom Korrespondentennetzwerk Weltreporter.net sowie Andrea Junker(„Aufgelesen“) für ihre großartige Mitarbeit zu danken. Wir freuen uns jetzt schon auf ihre Beiträge im zukünftigen atmo-Magazin!
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The Day After
Sie brauchten ein paar Stunden, wenn nicht Tage, um diese Wahlnacht zu verdauen. Doch inzwischen haben sich in den USA viele Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und Unterstützer:innen, denen Klima- und Umweltschutz am Herzen liegen, auch öffentlich zu Wort gemeldet. Statt ein großes Gespräch mit einer einzelnen Persönlichkeit zu führen, haben wir für die letzte Ausgabe dieses Newsletters ein Potpourri aus mehreren Stimmen zusammengestellt. Nicht zuletzt, um die Vielfalt dieser Reaktionen einzufangen. Viel Wut ist mit dabei, aber auch eine Spur Hoffnung, dass dieser Albtraum einmal zu Ende geht.
Emily Atkin, Herausgeberin von HEATED, einem Newsletter über Klimajournalismus, beschreibt ihre Gedanken vom Morgen danach:
Wenn ich an einem Novembertag mit 27 Grad vor die Tür trete und nicht nur weiß, dass Donald Trump für die nächsten vier Jahre Präsident sein wird, sondern auch, dass dies der kälteste November für den Rest meines ganzen Lebens sein wird...
Novemberstimmung auch bei Arielle V. King, die sich beim Environmental Law Institute in Washington vorwiegend mit Umweltrecht und Rassismus beschäftigt:
Ich spüre die Kälte des vertrauten Gefühls der zunehmenden Unsicherheit und es bricht mir das Herz. Es lastet so schwer auf meinem Herzen.
Eine Art To-Do-Liste formuliert Kim Wadell, amtierender Präsident der UCS, der Union of Concerned Scientists (Vereinigung besorgter Wissenschaftler:innen):
Wir werden die Bemühungen des Landwirtschaftsministeriums verteidigen, den Naturschutz zu finanzieren. Wir werden dafür kämpfen, dass Investitionen in eine saubere Verkehrsinfrastruktur geschützt werden, wir werden die Bemühungen der Bundesstaaten unterstützen, die Lücken zu schließen, die auf Bundesebene entstehen werden, und wir werden die Akteure der Industrie, die versuchen, die Umgestaltung unseres Verkehrssystems zu verhindern, im Blick behalten.
Wadells UCS-Kollegin Jennifer Jones, Direktorin für Wissenschaft und Politik, erzählte Christoph Drösser von Weltreporter.net am Freitag, was aus ihrer Sicht auf die Forschenden und Lehrenden zukommt:
Nach dem, was wir mit der letzten Trump-Regierung erlebt haben, erwarte ich, dass wir auf wirklich gefährliche Zeiten zusteuern. Wir hören von Wissenschaftlern in Bundesbehörden, dass sie Angst haben, dass ihr Name auf eine Liste kommt, dass ihre Arbeit ins Visier genommen wird und dass von ihnen erwartet wird, dass sie einen politischen Lackmustest bestehen.
Trump hat versprochen, Wissenschaftler:innen zu entlassen und wissenschaftliche Behörden zu zerschlagen. Wenn die Wissenschaft ins Abseits gedrängt wird, kommen Menschen zu Schaden. Die radikale Agenda dient im Wesentlichen dazu, die umweltverschmutzenden Unternehmen zu bedienen und die Wissenschaft, die dem im Wege steht, zu blockieren.
Ohne Wissenschaft und Wissenschaftler:innen wird die Welt wieder ein beängstigender Ort, wir werden zurückversetzt in eine Zeit, in der man nicht wusste, ob man das Essen bedenkenlos essen und das Wasser trinken kann.
Wir haben in der ersten Trump-Amtszeit mehr als 200 Angriffe auf Wissenschaft und Wissenschaftler:innen dokumentiert. Hunderte von umweltpolitischen Maßnahmen, die uns täglich schützten, wurden zurückgenommen. Wir wissen also, was auf uns zukommt.
Aus einer ganz anderen Ecke kommt Benji Backer, Naturschützer, Bergfan und Autor von The Conservative Environmentalist. Er steht den Republikanern nah und übt sich in Optimismus. Junge Menschen würden angeblich niemanden in Umweltfragen so sehr bewundern wie Elon Musk, behauptet er und sagt voraus:
Bis 2028 werden Umweltfragen in Amerika wieder unparteiisch sein.
Wir haben eine echte Chance, eine vernünftige Umweltpolitik zu verfolgen, die auch die Zuverlässigkeit und Bezahlbarkeit der Energieversorgung, den wirtschaftlichen Wohlstand und den Erfolg Amerikas gewährleistet.
Packen wir es an!
Mit dieser Art moralischer Blindheit mögen sich viele Menschen einfach nicht abfinden. Die Schauspielerin Lili Reinhardt denkt in den Stunden des Tr(i)ump(hs) an diejenigen, an die über 74 Millionen Amerikaner:innen am Wahltag offensichtlich nicht gedacht haben:
Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich die Frauen fühlen, die über ihre sexuellen Übergriffe durch Trump berichtet haben. Zu sehen, wie Millionen von Menschen für ihren Missbraucher stimmen… Mein Herz bricht absolut für diese Frauen. Ich glaube ihnen, und es tut mir so leid.
Rhiana Gunn-Wright, einer der wichtigsten Köpfe hinter dem Green New Deal von 2019, wird grundsätzlich:
Ich versuche mich immer wieder daran zu erinnern, dass man keine grausame Welt aufbauen kann und dann überrascht ist, wenn Menschen grausam sind.
Auch Bill McKibben, einer der großen alten Männer der amerikanischen Klimabewegung, räsoniert. McKibben ist Autor, sowie Gründer von 350.org und Third Act. Unter anderem schrieb er für die letzte Ausgabe des Greenpeace Magazins, dem Vorgängerheft von atmo.
Ich hatte gehofft – fast mehr, als ich mir wirklich eingestehen wollte –, dass Amerika eine kluge schwarze Frau zur Präsidentin der Vereinigten Staaten wählen würde, die uns auf dem Weg weiterbringt, den wir mein ganzes Leben lang nur zögerlich gegangen sind. Stattdessen haben wir wissentlich jemanden gewählt, der für die schlimmsten Impulse in unserer Geschichte steht. Ich denke, die nächsten vier Jahre – und vielleicht auch länger – werden in vielerlei Hinsicht sehr hart sein.
Ich glaube auch, dass die Sonne heute Morgen aufgegangen ist - es war ein bleierner Himmel in den Green Mountains von Vermont, als ich mit dem Hund spazieren ging, aber ich konnte die Sonne dahinter spüren.
Und in diesem Sonnenaufgang liegt für mich der Hinweis darauf, woher die nächste große Neuausrichtung von der Größe des New Deal kommen wird. Die Umgestaltung unseres Energiesystems – um mit dem Klimawandel fertig zu werden und um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass wir auf einer Erde leben, auf der die billigste Art, Strom zu erzeugen, darin besteht, eine Glasscheibe auf die Sonne zu richten – könnte, wenn wir klug und gutherzig sind, eine neue Grundlage bieten, auf der wir die Welt neu gestalten können.
Lokaler, friedlicher, weniger kontrollierbar durch Oligarchen und Plutokraten.
Soweit seine Hoffnung. Und nun noch ein Tipp von ihm:
Ich weiß nicht, ob es jemandem helfen wird, aber ich habe den ganzen Tag John Coltrane gespielt.
79 %
der Republikaner:innen glauben Donald Trump, wenn es um Informationen über Russlands Krieg in der Ukraine geht. Lediglich 33 Prozent von ihnen vertrauen den Journalist:innen vor Ort.
(Quelle: Umfrage CBS News/YouGov)
Für Wawa Gatheru, Gründerin von blackgirlenvironmentalist, die schwarze Frauen an die Spitze der Klimabewegung holen und fördern will, hat die Niederlage von Kamala Harris eine sehr persönliche Dimension:
Gestern war mein Geburtstag (juhu, Mitte 20 🥹) und mein einziger Wunsch ist, dass die Klimabewegung endlich in eine von schwarzen Frauen geführte Klimabewegung investiert. Inzwischen haben wir alle die virale demografische Aufschlüsselung der Wahlen gesehen, die uns allen zeigt, was ich (und Schwarze Frauen überall) schon immer gewusst habe - dass wir, weil wir ständig am Rande der Gesellschaft stehen, die einzigartige Position haben, nicht nur für uns selbst, sondern auch für alle anderen einzutreten. Und das tun wir oft ohne eine Gegenleistung.
Aber sie will weiterkämpfen.
Wenn ich ehrlich bin, bin ich entsetzt. ABER ich weigere mich, uns diesen Umständen zu beugen, denn unsere Arbeit ist wichtig und notwendig. Aber damit wir unsere Arbeit fortsetzen können, müssen wir uns mehr denn je auf unsere Gemeinschaft/Verbündete verlassen.
Es werden keine einfachen Jahre werden, aber ich glaube, dass wir es schaffen können. Das müssen wir auch.
Das Sunrise Movement, eine der wichtigsten jungen Aktivist:innenorganisationen im Land, erinnert an ihre Anfänge:
Sunrise wurde Monate nach Trumps erster Wahl gegründet. Wir wurden Sunrise genannt, weil wir daran glauben, dass selbst in dunklen Zeiten das Licht zurückkehren wird.
Unter Trump haben wir dazu beigetragen, die Mannschaft zu wählen, den Green New Deal auf den Weg zu bringen und radikal zu verändern, was möglich ist. Wir werden es wieder tun.
Zum Abschluss ein kleiner Pep Talk von Sophia Kianni, ebenfalls bereits im alten Greenpeace Magazin zu Gast und inzwischen Klimaschutz-Beraterin beim UN-Generalsekretär António Guterres:
Hoffnung ist eine zerbrechliche Entscheidung, die wir jeden Tag treffen müssen, auch wenn es schwerfällt - denn wenn wir es nicht tun, wer dann?
Wir alle sind gemeint.
AUFGELESEN
Andrea Junker ist ihren 273.000 Follower:innen auf X unter dem Namen Strandjunker bekannt. Für uns stellt sie aktuelle Kommentare aus dem US-Wahlkampf zusammen. Diesmal geht es um die bittere Erkenntnis, dass Amerikaner:innen offenbar lieber einen faschistischen Sexualstraftäter wählen als eine Frau.
Let me say this:
The media is at fault for the swing toward fascism. They've normalized it and spread propaganda.
ASusan Murphy @susmurphy
The only thing America hates more than a rapist is a woman.
Alex @aloomf
My „friend“: Thank Gd Trump won!
Me: I'm going to lose my rights.
Her: I don't agree with that part of his policy, sorry. :(
I'm so happy to be an acceptable casualty. :)
Pepper @AGPepperr
And just like that my parents ain't gettin grandchildren.
Jewel @whateverjewel
If you voted for Trump, I don't judge you for your choice of political party.
I judge you for your lack of morals, ethics, compassion and humanity.
I judge you for your support of racism, misogyny, homophobia, transphobia, treason and fascism.
So will others. So will history.
Andrea Junker @Strandjunker
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Folge 7: Die letzte freie Wahl? 🇺🇸🗽
DER ATMO-NEWSLETTER ZUR WAHL
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FOLGE 7: Mülltrennung ••• Klima, Umwelt, Artenschutz – wo stehen Harris und Trump? ••• Die freie Wahl ist bedroht
Liebe Leserinnen und Leser,
herzlich willkommen zur siebten und damit vorletzten Folge von greening USA, dem wöchentlichen atmo-Newsletter zur Wahl, in Zusammenarbeit mit Korrespondent:innen von Weltreporter.net! Vielen Dank nochmals für die vielen positiven Reaktionen auf dieses Gratis-Angebot mit dem besonderen Fokus auf Klima- und Umweltthemen im US-Wahlkampf. Bitte schreiben Sie uns auch weiterhin, wenn Sie Fragen haben, Anregungen oder Kritik. Sie erreichen uns unter: greeningusa@atmo-magazin.de.
Dieser Newsletter wird ein wenig anders aussehen als die vorherigen. Wir haben uns entschieden, kurz vor dem letzten Wahltag ein kompaktes Infopaket zusammenzustellen, aus dem Sie ablesen können, welche Umwelt- und Klimapolitik wir von den jeweiligen Wahlsieger:innen erwarten können. „Müll“ spielt darin allerdings keine Rolle, auch wenn zumindest das Wort in der vergangenen Wahlkampfwoche im Dauereinsatz war – und kein anderes Land der Welt pro Tag so viel Abfall produziert wie die USA.
Was immer bis kommenden Dienstag noch alles passiert, eines steht heute schon fest: Am Abend des 5. November amerikanischer Zeit wird Donald J. Trump in seiner Golfresidenz in Mar-a-Lago vor die Fernsehkameras treten und seinen Sieg verkünden. Egal wie es ausgegangen ist. Egal auch, wo noch überall ausgezählt wird. Im Selbstverständnis der Trump-Partei sind die Wahlen nur das Vorspiel zur Machtübernahme, die ihnen als Partei der echten Amerikaner im Kampf gegen die „inneren Feinde“ quasi von Natur aus geziemt. Alles andere ist – natürlich – „Betrug!“
Das große Missverständnis in weiten Teilen der bisherigen Wahlberichterstattung lag aus meiner Sicht darin, beide Kandidat:innen aus einer Äquidistanz und damit irgendwie objektiv betrachten zu wollen. Denn während Kamala Harris tatsächlich um Wähler:innenstimmen kämpfte und dabei ein beeindruckendes Bündnis vom republikanischen Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger, über die stockkonservative, von Trump bedrohte Liz Cheney bis hin zur Vorzeigelinken Alexandria Ocasio-Cortez sowie Puerto Ricos Mega-Popstar Bad Bunny hinter sich versammelt, ging es dem Team Trump noch um etwas anderes: Darum möglichst viele ergebene, zu allem entschlossene und dabei sehr gern auch bewaffnete Männer zu gewinnen. „Fight! Fight! Fight!“
Brandgefährlich: Anschlag auf einen Briefwahlkasten im Bundesstaat Washington / Quelle: Sky News
Je wütender und ergebener diese Kampfbereiten sind, umso leichter wären sie in der kommenden Woche für einen möglichen Bürgerkriegin Stellung zu bringen. Dieses Szenario, das beim Putschversuch vom 6. Januar 2021 ein verstörendes Vorspiel fand, entwirft jedenfalls der Bestsellerautor John Niven in einem Beitrag für die Süddeutsche. Das perfide Spiel, das der Ex-Präsident da betreibt, den sein eigener ehemaliger Stabschef General John Kelly als „Faschist“ einordnet, erschüttert die wichtigste Demokratie der Welt in ihren Grundfesten. Verliert er, haben „die anderen“ betrogen, dröhnt es unablässig aus hunderten von MAGA-TV-Sendern, TikTok-Kanälen, Podcasts und rechten Webseiten. Spätestens seit Donald Trump bei der Wahl 2020 sieben Millionen Stimmen weniger erhielt als Joe Biden, brabbelt er von Fälschung und Wahlbetrug, ohne dafür auch nur einen Beweis vorgelegt zu haben, der selbst vor konservativen Richter:innen Bestand gehabt hätte.
Diesmal stehen für ihn nicht zuletzt von der fossilen Industrie und rechtsextremen Milliardären finanzierte Heerscharen von Anwält:innen bereit, die seit Anfang des Jahres bereits über 130 Verfahren gegen angebliche Wahlmanipulationen angestrengt haben. Fremd klingende Namen sollen als vermeintliche Nicht-Staatsbürger:innen von den Wahllisten gestrichen oder Möglichkeiten zur Briefwahl eingeschränkt werden. In republikanisch regierten Bundesstaaten wurde die Zahl der Wahllokale in eher demokratisch wählenden Gebieten in den vergangenen Jahren systematisch ausgedünnt. Teilweise betrugen die Wartezeiten am Wahltag 2020 sechs, sieben Stunden. Zur „Wahlbeobachtung“ und Stimmenauszählung in besonders umkämpften Bundesstaaten sammeln sich inzwischen geschulte Gruppen der Republikaner, die in den meisten Regionen der USA dabei auch ihre Waffen tragen dürfen. Wahlhelfer:innen berichten von Morddrohungen. In Georgia tragen sie einen mobilen Panikknopf für den Notfall. In Umfragen erklärt inzwischen eine Mehrheit der Amerikaner:innen, sie fürchte Gewalt, sollte Trump die Wahl schon wieder verlieren. Überflüssig zu erwähnen, dass tatsächlicher Wahlbetrug bei US-Wahlen in etwa so selten ist wie feministische Bekenntnisse in Kampagnenreden von Donald Trump.
DIE UMFRAGEN – WER LIEGT VORN?
Kamala Harris
48,6 Prozent
Donald Trump
47,8 Prozent
Mittelwert der „Poll of the Polls“ von New York Times, Economist und Realclearpolitics.
Stand: 1. November 2024
Frage der Woche
Kamala Harris oder Donald Trump – wer wird die Wahl gewinnen?
Stimmen Sie hier ab
In den USA engagieren sich inzwischen eine Reihe von zivilgesellschaftlichen Organisation und Medien für ein faires und freies Wahlrecht. Es lohnt sich, in den kommenden Tagen die Webseiten etwa vom Brennan Center for Justice, von Votebeat oder Democracy Docketim Blick zu behalten. Und wenn Sie den Kreuzzug der Republikaner gegen das Wahlrecht einmal in historischer Perspektive betrachten wollen, empfehle ich Ihnen die Lektüre von Ari Bermans Buch Minority Rule. The Right-Wing Attack on the Will of the People – and the Fight to Resist It. Es ist deprimierend zu lesen, wie seit dem berauschenden Wahlerfolg von Barack Obama 2008 in aller strategischer Konsequenz versucht wird, den Willen der Bevölkerungsmehrheit zu unterminieren. Der Supreme Court, der mittlerweile von Trump-Getreuen dominiert wird, war dabei meist eine große Hilfe – und aktuell bereits zum ersten Mal im Einsatz. Am Mittwoch bestätigte er das angebliche Recht der republikanisch geführten Regierung des Bundesstaates Virginia, verdächtige Namen aus dem Wählerregister zu streichen. Das einschneidende Urteil, das weiteren Kläger:innen eine Vorlage für Wahlanfechtungen nach dem 5. November geben könnte, war dem Supreme Court keine weitere Begründung wert. Es ist nicht einmal eine volle Seite lang.
Ich wünsche uns allen und natürlich vor allem den Amerikanerinnen und Amerikanern eine friedliche Wahl. Es geht um so viel.
Herzlichst
Fred Grimm, atmo-Redaktion
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„Schicksalstag für den Klimaschutz“
Zwischen Kamala Harris' und Donald Trumps Umweltpolitik liegen Welten. Aber auch wenn das Thema in den Reden und Werbespots kaum eine Rolle spielte, sind die Folgen der Wahlentscheidung am 5. November für die internationale Gemeinschaft gravierend. Wir haben für Sie die wichtigsten Positionen der Kandidat:innen zusammengetragen – von Klimagerechtigkeit bis Klimaschutz, von Landwirtschaft bis zur Zukunft der Elektromobilität.
„Dieser 5. November wird ein Schicksalstag sein, nicht nur für Klimaschutz in den USA, sondern auch international“, erklärte Sonja Thielges von der Stiftung Wissenschaft und Politik vor wenigen Tagen in einem Podcast-Interview des Tagesspiegel. Wie bei der Expertin für globale Klimapolitik steigt auch bei anderen professionellen und nicht-professionellen Amerika-Beobachter:innen allmählich der Puls. Vergangene Woche lautete die Frage der Woche, ob die Welt ihre Klima- und Artenschutziele auch ohne die USA erreichen kann. 91 Prozent von Ihnen sagten: Nein. Mit Kamala Harris und Donald Trump stehen sich nicht nur zwei komplett unterschiedliche Charaktere gegenüber, sondern auch zwei völlig andere Haltungen, wenn es um die Zukunft unserer Erde geht. In den Interviews, die Kerstin Zilm, Arndt Peltner oder Christoph Drösser vom Korrespondent:innennetzwerk Weltreporter.net in den vergangenen Wochen für greening USA geführt haben, klang es immer wieder an. Allein die Wahl von Kamala Harris lässt noch eine gewisse Resthoffnung darauf, dass sich die Weltmacht nicht völlig aus der Verantwortung für die von ihr maßgeblich mitverursachten Probleme stehlen wird.
„Es gibt einen Kandidaten, der den Klimawandel als Schwindelbezeichnet und ihn noch verschlimmern will, und es gibt eine Kandidatin, die zumindest versuchen will, etwas dagegen zu tun“, erklärte Mark Hertsgaard von der Medieninitiative Covering Climate Now. Und auch Aktivistin Katharina Maier von Fridays for Future USAhofft bei aller Kritik auf eine Wahlsiegerin, mit der „ein Wechsel zu verantwortungsvoller Klimapolitik zumindest möglich ist“. Wie fundamental sich die Positionen von Kamala Harris und Donald Trump bei Umwelt und Klima unterscheiden, lesen Sie hier:
KLIMASCHUTZ/ENERGIE
Kamala Harris: Die Vizepräsidentin bezeichnet die Klimakrise als „existenzielle Bedrohung der Menschheit“ und verspricht, „das amerikanische Volk hinter dem Klimaschutz zu vereinen“. Als kalifornische Staatsanwältin legte sie sich unter anderem mit den Konzernen Exxon Mobile und Volkswagen an, bewirkte hohe Geldstrafen für Umweltverbrechen und Desinformationskampagnen. Im Senat war sie 2019 eine der Mit-Architektinnen des „Green New Deal“, der eine radikale sozial-ökologische Transformation der US-Wirtschaft bedeutet hätte. Als Vizepräsidentin half sie entscheidend mit, die Bonsai-Version des „Green New Deal“, den „Inflation Reduction Act“ (IRA), durchzusetzen, der die Energiewende in den USA beschleunigte.
Laut Präsident Joe Biden hat der IRA 330.000 Jobs in der „Clean Energy“-Wirtschaft geschaffen, insgesamt 1,5 Millionen sollen es bis 2030 in diesem Bereich noch werden. Ein Aspekt der Biden-Harris-Klimapolitik als Beschäftigungsprogramm sind die „American Climate Corps“ (ACC), eine Art Sondereinheit für die Umwelt. Inzwischen arbeiten hier 15.000 Menschen im Naturschutz, bei kommunalen Energieeffizienzprojekten oder auch bei Aufräumarbeiten nach Waldbränden und anderen Naturkatastrophen.
Klima- und Umweltschutzverbände träumen bereits von einem IRA 2.0. Dieser würde den Ausstieg aus fossilen Energien vorantreiben und die entsprechenden Unternehmen, vor allem auch die besonders klimaschädlichen Zweige der US-Industrie stärker für die Folgen ihres Wirtschaftens zur Verantwortung ziehen. In diesem Bereich wurde die Rolle der Umweltbehörde EPA unter Biden-Harris gestärkt. Anders als noch 2019 will Harris das Fracking nicht mehr verbieten. In den letzten Wochen hat sie angekündigt, die Ölförderung im Land nicht weiter ausbauen zu wollen, was ihr wütende Reaktionen der daran (groß)verdienenden Unternehmen eingetragen hat.
Kamala Harris bekennt sich ausdrücklich zu den internationalen Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen. Vergangenen November versprach sie bei der COP 28 in Dubai eine Verdreifachung der erneuerbaren Energien in den USA bis 2030 sowie 3 Milliarden Dollar für den Klimafonds, mit dem der Globale Süden unterstützt werden soll. Das Thema Klimagerechtigkeit auf globaler, aber auch nationaler Ebene treibt sie um. Weitergehende Initiativen scheiterten bislang an den Mehrheitsverhältnissen im amerikanischen Kongress.
Donald Trump: 70 Prozent der Republikaner halten die globale Erwärmung für unproblematisch – wenn überhaupt für existent. Donald Trump ist einer von ihnen. Er glaubt nicht dran, schließlich wird es im Winter nach wie vor noch ziemlich kalt. Das Pariser Klimaabkommen, aus dem er bereits in seiner ersten Amtszeit ausgestiegen ist, hält er für „unfair“, weil es die amerikanische Industrie „zerstöre“, die Klimapolitik von Biden-Harris nennt er „linksradikal“. Trump versteht sich als oberster Lobbyist der fossilen Industrie und strebt die „Energieunabhängigkeit“ des Landes an – mit Öl, Kohle und Gas „Made in USA“.
Seine Unterstützer, unter anderem von der U.S. Oil and Gas Association (OGA) lassen sich das einiges an Wahlkampfspenden kosten und kaum eine Gelegenheit aus, Kamala Harris zu attackieren. „In nur vier Jahren haben Sie und der US-Präsident das schlechteste regulatorische und legislative Umfeld in der 160-jährigen Geschichte unserer Branche geschaffen. Sie haben 250 verschiedene Maßnahmen ergriffen, um uns aus dem Geschäft zu drängen. Sie wollten unsere CEOs ins Gefängnis stecken, unser Kapital konfiszieren und unsere Investoren daran hindern, eine Rendite zu erzielen“, hieß es neulich auf dem OGA-X-Account.
Die komplette Revision der amerikanischen Klimapolitik wird seit Jahren bis in alle regulatorischen Details vorbereitet. Trumps Kampagnenwebseite liest sich wie eine Copy-and-Paste-Version entsprechender Lobbypapiere. Ganz oben auf der Wunschliste steht ein wichtiger Teil der Arbeitsgrundlage der US-Umweltbehörde EPA. Seit 2009 gilt es als wissenschaftlich gesichert, dass CO₂-Emissionen eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit sind. Sollte dieser Passus gestrichen werden, wie es die fossile Industrie verlangt, verlöre jede Regierung das Recht, Unternehmen Auflagen für den Ausstoß von Treibhausgasen zu machen.
Auch der aktive Kampf gegen den Ausbau der Erneuerbaren ist ein Kern Trump'scher Politik. „Windmühlen“, wie der Ex-Präsident die Windkraftanlagen nennt, „verursachen Krebs“. Entsprechend düster sieht es für die derzeit ausstehende Genehmigung von Offshore-Anlagen aus, die 11,3 Gigawatt zur Energieversorgung der USA beitragen würden. Und noch ein Punkt: Ein spezielles, 370 Milliarden Euro umfassendes Kreditprogramm des Energieministeriums, das Projekte für grüne Technologie und Energie unterstützt, dürfte ausgesetzt oder umgewidmet werden, auch und gerade weil die Erneuerbaren gerade so rasant wachsen wie keine andere Energiequelle im Land.
Schließlich hätte eine Regierung Trump auch nichts mehr mit dem American Climate Corps am Hut, das ohnehin erst gegen den Widerspruch des republikanisch geführten Repräsentantenhauses durch eine Verordnung des Präsidenten Joe Biden ins Leben gerufen werden konnte. Das Geld dafür hätte man besser gleich verbrannt, polterte ein Parteifreund von Trump danach. Die Leute sollten sich besser richtige Jobs suchen.
Der erwartete Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen würde nach einem Jahr gültig werden. Auch für ein Sonderabkommen mit der EU, den CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism), der eine Klimaschutzkomponente in den gegenseitigen Handel einbaut, sieht es düster aus. Alles zusammengefasst, würde eine Präsidentschaft von Donald Trump bis 2030 vier Milliarden Tonnen mehr Treibhausgase für die Atmosphäre bedeuten, hat der Branchendienst Carbon Brief errechnet.
UMWELTSCHUTZ
Kamala Harris: Die Präsidentschaftskandidatin der Demokratin „fördert die Umweltgerechtigkeit, schützt das öffentliche Land und die öffentliche Gesundheit“ und „zieht die Verursacher weiterhin zur Verantwortung, um saubere Luft und sauberes Wasser für alle zu gewährleisten“, heißt es in einer im September von ihrer Kampagne veröffentlichten Erklärung. Tatsächlich hat sich die unter dem Präsidenten Trump arg gebeutelte Umweltbehörde EPA unter ihrer Vizepräsidentschaft erholen können. Die personelle Ausstattung wurde verbessert, das Budget deutlich erhöht. Unter Trump undenkbar, verabschiedete die EPA Verbote für verschiedene Pestizide, strengere Regeln für Chemikalien und machte sich daran, Umweltschutzbestimmungen auch tatsächlich durchzusetzen.
Bei der internationalen Naturschutzpolitik macht sich die jahrzehntelange Blockadehaltung der Republikaner bemerkbar. Bei den Verhandlungen zur Umsetzung des UN-Artenschutzabkommens sind Amerikaner:innen nur inoffiziell dabei und tragen eine „Non-Party"-Plakette. Die USA hat den Vertrag unter Bill Clinton zwar 1993 unterschrieben, aber immer noch nicht ratifiziert. Vertreter:innen der Biden-Harris-Regierung stellten abseits des offiziellen Konferenzgeschehens die eigenen Maßnahmen für mehr Natur- und Artenschutz vor. Das Ziel, 30 Prozent der Land- und Wasserflächen unter Naturschutz zu stellen, werde seit 2021 angegangen und voraussichtlich auch erreicht. Auch eine Präsidentin Kamala Harris werde an diesen Maßnahmen festhalten, wurde signalisiert.
Donald Trump: Natürlich waren unter Präsident Trump Luft und Wasser „so sauber wie noch nie“, wie er in einem Podcast-Interviewbehauptete. „Ich bin ein Umweltschützer“, verkündete er bei einer Wahlkampfrede in Wisconsin, bleibt dafür aber Belege oder gar konkrete Pläne schuldig. Tatsächlich sollen neben der EPA weitere staatliche Einrichtungen stark eingeschränkt oder gar ganz geschlossen werden. Die eindrucksvolle Liste mit über hundert zurückgenommenen Umweltgesetzen und -verordnungen während seiner ersten Amtszeit soll dabei nach dem Willen seiner Berater:innen nur ein zarter Vorgeschmack sein.
Mandy Gunasekara, die als neue EPA-Chefin im Gespräch ist, setzt darauf, die Behörde „einzureißen“. Programme, die etwa mehrheitlich von Schwarzen und Hispano-Amerikaner:innen bewohnte, von vergifteter Luft, Wasser und Böden besonders betroffene Regionen sanieren, würden sofort beendet. Überhaupt soll kein Gesetz mehr die Industrie daran hindern, etwa Nationalparks für die Ölförderungzu nutzen, Luft und Wasser zu verpesten oder die Gesundheit der Amerikaner:innen mit giftigen Chemikalien zu gefährden.
Der Supreme Court hat dafür bereits die Grundlage geschaffen, in dem er prinzipiell die Möglichkeiten staatlicher Einrichtungen einschränkte, Unternehmen mit Umwelt- oder Gesundheitsauflagen zu behelligen.
70 %
der Republikaner:innen glauben nicht, dass die globale Erwärmung eine Gefahr darstellt.
(Quelle: Umfrage NPR)
LANDWIRTSCHAFT/ERNÄHRUNG
Kamala Harris: Der Zusammenhang zwischen Klimakrise und den Herausforderungen für die Agrarwirtschaft liegt auf der Hand. Extremwetterlagen verursachen Dürrezeiten und Überflutungen und bedrohen so die Zukunft vieler Farmen. Vor zwei Jahren legte die Regierung Biden-Harris ein 22-Milliarden-Euro-Programm für „klimasmarte Landwirtschaft“ auf. Es förderte den Umstieg auf nachhaltigere Praktiken, die Renaturierung von Flächen und Reduzierung von lebensfeindlichen Chemikalien. Die Wahlplattform der Demokraten bekennt sich zum Ziel einer „klimaneutralen Landwirtschaft“ bis 2050.
Ein wichtiges Thema für die Kandidatin ist die Ernährungsgerechtigkeit. Maßnahmen gegen überhöhte Lebensmittelpreise in den Supermärkten gehören dazu wie auch das Vorgehen gegen „unfaire Fusionen und Übernahmen großer Lebensmittelkonzerne“, um „gleiche Wettbewerbsbedingungen“ zu fördern. Harris unterstützt regionale Wertschöpfungsketten bei der Ernährung und ist selbst begeisterte Köchin. Für kleine Landwirtschaftsbetriebe hat sie einen Plan vorgelegt, der zum Beispiel die Abhängigkeit von großen Maschinenherstellern aufbrechen soll.
Tim Walz, der mit ihr auf dem Ticket steht, saß als Abgeordneter im Repräsentantenhaus im Agrarausschuss und gilt als Kenner der Landwirtschaft. Im Amt des Gouverneurs setzte er gegen den erbitterten Widerstand der Republikaner durch, dass es an den Schulen in Minnesota ein kostenfreies Frühstück und Mittagessen an den Schulen gibt.
Donald Trump: Für den Kandidaten der Republikaner sind Umweltauflagen in der Landwirtschaft reine Gängelung. Programme wie das für eine „klimasmarte Landwirtschaft" will er wieder abschaffen. Er setzt auf eine deutliche Ausweitung der Produktion als Antwort auf die hohen Lebensmittelpreise und auf mehr Gewinne für die Farmer, weil (fossile) Energie und Kredite unter ihm wieder günstiger werden würden. Außerdem soll die Industrie durch eine deutliche Ausweitung der Ethanolproduktion unterstützt werden: „Wir werden nicht nur die Ethanolproduktion in unserem eigenen Land steigern, sondern wir werden es uns zur Aufgabe machen, Ethanol in die ganze Welt zu exportieren.“
Sollte Trump die Macht übernehmen, wird es spannend zu sehen, wie die republikanischen Bundessaaten auf den Nachhaltigkeits-Kahlschlagin der Landwirtschaft reagieren. Tatsächlich profitieren viele Betriebe von einigen der aktuellen Programme.
Seit der frühere Umweltaktivist und heutige Verschwörungstheoretiker Robert Kennedy Jr. ins Lager der Trump-Unterstützer gewechselt ist, hört man in Fragen der Ernährung überraschende neue Töne vom Fast-Food-Fan Trump. In einem Interview erklärte er kürzlich, dass „giftige Chemikalien“ aus der Umwelt, unserem Essen und „unseren Körpern“ entfernt werden müssten. Wie genau das passieren soll, blieb er allerdings schuldig. Mit Vertreter:innen der Agrarindustrie und aus den Lebensmittelkonzernen, die ebenfalls zu seinen Wahlkampfspendenden gehören, hatte er darüber offenbar noch nicht gesprochen.
„Früher nannte man es globale Erwärmung. Vor Jahren nannte man es noch globale Abkühlung. In den 1920er-Jahren dachte man, der Planet würde erfrieren. Jetzt glauben sie, dass der Planet verglüht.“
Donald Trump
MOBILITÄT
Kamala Harris: Präsident Joe Biden gilt als einer der größten Bahnfans der amerikanischen Politik. Seine Regierung unterstützt den Bau von High-Speed-Strecken wie die zwischen Los Angeles und San Francisco oder einer 350 Kilometer langen Verbindung zwischen Las Vegas und Südkalifornien.
Mit einer Mischung aus Steuergutschriften, finanzieller Unterstützung entsprechender Industrieprojekte, Umweltauflagen für Verbrenner und dem Ausbau der Ladeinfrastruktur will Harris die Elektromobilitätweiter fördern. Bis 2032 sollen mehr als die Hälfte der in den USA verkauften Autos und Lastkraftwagen elektrisch betrieben, 500.000 Ladeplätze geschaffen werden. Vergangenes Jahr stieg die Zahl der Schnellladestationen in den USA um 35 Prozent. Rund 12.000 dürften es Ende 2024 sein. Tankstellen gibt es zehnmal so viele.
Ihr Vize-Kandidat Tim Walz zeigte sich als Vorreiter bei einer umweltfreundlicheren Verkehrspolitik. Als Gouverneur von Minnesoata übernahm er die strengen Umweltstandards für Autos und LkW aus Kalifornien. Im Wahlkampf werden beide von Initiativen für den Ausbau von Eisenbahnnetzen und dem öffentlichen Nahverkehr unterstützt.
Donald Trump: In typischer Manier kritisierte der Ex-Präsident unlängst lautstark das Fehlen moderner Hochgeschwindigkeitszüge in den USA – und verschwieg dabei, dass seine Regierung 2019 dafür die Mittel gestrichen hatte. Von einer Revision dieser Politik ist in seinem Wahlkampf dann auch nicht die Rede. Das Projekt 2025 priorisiert das Auto als Hort der amerikanischen Seligkeit und spricht sich für Kürzungen beim öffentlichen Nah- und Fernverkehr aus. Allerdings müssten es schon sehr robuste Wagen sein, denn auch die unter Biden-Harris ausgeweiteten Mittel für die Pflege der automobilen Infrastruktur wie Brücken oder Straßen sollen wieder heruntergefahren werden.
In Trumps erster Amtszeit dagegen war die Pflege der Infrastrukturbeinahe zum Erliegen gekommen. Angeblich fehlte das Geld dafür. Die von ihm direkt nach Amtsantritt veranlassten Steuersenkungen für Superreiche reißen bis 2027 ein Loch von 1,75 Billionen Euro in den US-Haushalt.
Seit Tesla-Boss Elon Musk Trumps Wahlkampf mit weit über 100 Millionen Euro unterstützt, freundet sich der Ex-Präsident immerhin mit einer Art Existenzberechtigung für Elektroautos an. Die unter Biden-Harris eingeführten höheren Umweltstandards hält Trump für „Wahnsinn“. Er möchte Einschränkungen für die Produktion und das Fahren von Verbrennerautos komplett streichen, ebenso wie das Recht von Bundesstaaten wie Kalifornien, bei ihrer Verkehrspolitik eigene Maßnahmen zum Schutz von Klima und Gesundheit zu verabschieden.
AUFGELESEN
Andrea Junker ist ihren 276.000 Follower:innen auf X unter dem Namen Strandjunker bekannt. Für uns stellt sie aktuelle Kommentare aus dem US-Wahlkampf zusammen. Diesmal geht es um Rätselhaftes, widerspenstige Ehefrauen und das richtige Gefühl für den historischen Augenblick.
I’m still thinking about the woman during the town hall who is a *political science professor* but has not made up her mind about who to vote for. How is that possible?
Aaron Rupar @atrupar
Another woman died unnecessarily because of abortion bans today, but Trump rode garbage truck so... race is tied.
PoliticsGirl @IAmPoliticsGirl
Charlie Kirk is upset that Republican women may „undermine their husbands“ and secretly vote for Harris while telling their husbands they voted for Trump, even though the husband „works his tail off to make sure that she can have a nice life“.
Ron Filipkowski @RonFilipkowski
Riddle me this. Why does the Black woman in this race keep having to „prove herself“ when the old white guy has already shown he’s unfit?
Chris D. Jackson @ChrisDJackson
Kamala Harris was born in 1964.
Black women were barred from voting until 1965 due to systemic racism.
I want you to sit with these 2 moments in time and how impactful this election actually is.
Colorfullstory @Colorfullstory
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Folge 5: Das andere Amerika 🌻
DER ATMO-NEWSLETTER ZUR WAHL
In Zusammenarbeit mit Weltreporter.net
FOLGE 5: Geburtstagskind im Wahlkampf ••• Republikanische Klimaschützer:innen ••• Die Kraft der guten Nachbarschaft
Liebe Leserinnen und Leser,
herzlich willkommen zur fünften Folge von greening USA, dem wöchentlichen atmo-Newsletter zur Präsidentschaftswahl, in Zusammenarbeit mit Korrespondent:innen von Weltreporter.net! Vielen Dank für die vielen positiven Reaktionen auf dieses Gratis-Angebotmit dem besonderen Fokus auf Klima- und Umweltthemen im US-Wahlkampf. Bitte leiten Sie diesen Newsletter gern an Freund:innen und Bekannte weiter. Wer es noch nicht getan hat – die Anmeldung zum kostenlosen Abo von greening USA finden Sie hier. Und bitte schreiben Sie uns weiterhin, wenn Sie Fragen haben, Anregungen oder Kritik. Sie erreichen uns unter: greeningusa@atmo-magazin.de.
Am Sonntag feiert US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris Geburtstag. Der Wahlkampf befindet sich allerdings längst in einer Phase, in der es keine Geschenke mehr gibt, schon gar nicht für Frauen, die es wagen, sich um hohe Ämter zu bewerben. In der vorherigen Ausgabe haben wir einen kurzen Blick auf die „Äquidistanz“ geworfen, die viele klassische US-Medien – und auch viele deutsche – zwischen Kamala Harris und Donald Trump legen. Nur ja keine Parteilichkeit erkennen lassen, im Dienste einer scheinbaren Objektivität.
Doch in Zeiten, in denen der eine Kandidat ankündigt, seine politischen Gegner „im Inneren“ mit Hilfe des Militärs anzugehen, weil sie „gefährlicher als Russland“ seien, in Zeiten, in denen er „Sammellager“ für 15 Millionen Migranten ankündigt, die er aus dem Land deportieren lassen will, in Zeiten, in denen er steif und fest behauptet, dass amerikanische Jungen in Schulen erzwungene Geschlechtsumwandlungen über sich ergehen lassen müssten, sollte Kamala Harris die Wahl gewinnen – die im Übrigen von Geburt an „geistig behindert“ sei und ihre Karriere ihren Blowjobs verdanke – ja, das verbreitet er wirklich –; in diesen Zeiten wirkt es eigenwillig, Kamala Harris beispielsweise dafür zu kritisieren, dass sie in Interviews häufig das Gleiche erzählt oder ihr politisches Programm nicht regelmäßig in aller Ausführlichkeit bis in alle Unterpunkte vorträgt.
Doppelstandards: US-Journalistin Stephanie Ruhle macht sich Luft / Quelle: MSNBC
Der seltsam herablassende Ton, in dem etwa der Spiegel regelmäßig über Kamala Harris schreibt, widerspiegelt eine männliche Journalistensicht, der es Kandidatinnen offenbar grundsätzlich nicht recht machen können. „In Erie versucht sich Harris als eine Kandidatin zu präsentieren, die im Gegensatz zu Trump die Nöte der einfachen Leute kennt,“ steht da und: „Harris stellt Trump als einen Mann dar, der keine Skrupel hat, die amerikanische Demokratie zu zerstören.“ Sie „versucht sich zu präsentieren“, diese Formulierung suggeriert eine Beobachterposition, als sei es an dem deutschen Reporter zu beurteilen, ob der „Versuch“ gelingt. „Stellt dar“ verniedlicht den realen Putschversuch vom 6. Januar 2021 ebenso wie die fortwährenden Attacken auf die kommenden Wahlen, deren Ergebnis Donald Trump nur anerkennen will, wenn er gewinnt.
Ähnlich wie Hillary Clinton im Wahlkampf 2016 kann eine Frau aus der Sicht vieler männlicher Kommentatoren einfach keine überzeugende Figur abgeben. Trägt sie brav ihre politischen Pläne vor, ist sie zu akademisch und es fehlt an Gefühl. Lacht und umarmt sie, ist sie zu emotional. Hat sie Kinder, ist sie zu mütterlich und es fehlt an der Härte. Hat sie keine, ist sie zu hart und nicht demütig genug. Betont sie Umwelt- und Klimathemen, vergisst sie den einfachen Arbeiter. Spricht sie über eben diesen, „versucht“ sie es nur. Achten Sie in der Berichterstattung der kommenden Wochen doch mal drauf und schreiben Sie uns gern, wenn Ihnen etwas auffällt.
DIE UMFRAGEN – WER LIEGT VORN?
Kamala Harris
49,4 Prozent
Donald Trump
47,2 Prozent
Mittelwert der „Poll of the Polls“ von New York Times, Economist und Realclearpolitics.
Stand: 18. Oktober 2024
Frage der Woche
Wird über Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris anders berichtet, weil sie eine Frau ist?
Stimmen Sie hier ab
Wir wollen uns in dieser Folge von greening USA aber auch einmal von der ganz großen Wahlkampfarena ab- und der Klima- und Umweltpolitik in den kleineren amerikanischen Städten und Gemeinden zuwenden. Wir freuen uns sehr, dass sich Mareike Moraal von der Heinrich-Böll-Stiftung in Washington DC für atmo die Zeit genommen hat, von ihren Reisen und Eindrücken zu erzählen. So ausgeprägt das Schwarz-Weiß-Denken in der Endphase eines Wahlkampfes naturgemäß ist, so vielfältig stellt sich manches dar, wenn man genauer hinschaut. In diesem Zusammenhang ist durchaus spannend, dass auch bei den Republikaner:innen eine kleine Minderheit einfordert, das Thema Klimaschutz endlich ernst zu nehmen.
Auf dem Wahlparteitag im Juli hatten junge Republikaner:innen sogar einen eigenen Stand und versuchten die Delegierten daran zu erinnern, dass im Wort Konservatismus „Konservieren“, also „Bewahren“, steckt. In der New York Times erinnerte einer von ihnen, Buchautor Benji Backer, daran, dass Republikaner einst Vorreiter beim Umweltschutz gewesen sind und fordert, die Partei müsse auch beim Klimaschutz endlich vorangehen. Tatsächlich zeigen Umfragen, dass für ihre Wähler Klimaschutz mittlerweile ein beinahe vergifteter Begriff ist, konkrete Maßnahmen aber durchaus hohe Zustimmungswerte erfahren. So sind 77 Prozent der republikanischen Wähler dafür, Öl- und Gas-Unternehmen für Schäden an ihren Leitungen zu belangen, aus denen Methan entweicht. Und immerhin 54 Prozent möchten, dass die USA sich auch international für die Senkung der Treibhausgasemissionen engagiert. Maraike Moraal hat erlebt, wie diese scheinbaren Paradoxe auf lokaler Ebene durchaus zu politischen Fortschritten führen können.
Viel Spaß beim Lesen!
Herzlichst
Fred Grimm, atmo-Redaktion
PS: Bei der Umfrage in der bislang letzten Folge gab es ein gemischtes Votum. Wir wollten wissen, wem die Hurrikankatastrophen im US-Wahlkampf mehr nutzen würden. 37 Prozent von Ihnen denken, dass Kamala Harris davon profitieren kölnnte. 34 Prozent sagten das über Donald Trump, 29 Prozent meinten, niemand von beiden. Vielen Dank für Ihre Teilnahme. Unsere Frage der Woche finden Sie ein Tickchen weiter oben. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme!
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„Es gibt einen starken Gemeinschaftssinn“
Die gebürtige Amerikanerin Mareike Moraal ist Leiterin des Energie- und Umweltprogramms der Heinrich-Böll-Stiftung in Washington. Moraal studierte in Maastricht, Freiburg sowie an der George Washington-Universität und beschäftigte sich wissenschaftlich mit Energierecht und Klimagerechtigkeit. Ganz besonders interessiert sie, wie die Bevölkerung für Umwelt- und Klimaschutzpolitik gewonnen werden kann. Auf ihren vielen Reisen durch die USA gewann sie ein differenziertes Bild dazu, was auf lokaler Ebene alles möglich ist. Fred Grimm von atmo erzählte sie, welche Begegnungen und Initiativen sie dabei besonders beeindruckt haben.
Für Ihre Arbeit in den USA reisen Sie viel durchs Land und haben erlebt, wie die Themen Klima- und Umweltschutz vor Ort angegangen werden. Wie sind Ihre Eindrücke?
Wir organisieren jedes Jahr die „Grow the Future“-Studienreise für junge, aufstrebende Grüne in Deutschland. Dabei müssen die Teilnehmenden nicht in der Partei sein, sondern engagiert an grünen, progressiven Themen arbeiten. Wir wollen zuhören und lernen. Gerade waren wir in Detroit. Vergangenes Jahr haben wir die Stadt South Bend in Indiana besucht, einst ein blühendes Industriezentrum. Dann sind die Unternehmen ins Ausland abgewandert, und South Bend blieb mit einer Reihe leerer Fabrikhallen und vielen Arbeitslosen zurück. Wir wollten wissen, wie die Stadt und die Menschen dort mit der Situation umgehen und wie ein Wiederaufbau gelingen kann, der die Belange des Klimaschutzes mitdenkt.
Da taucht man ja nicht einfach so auf. Wie haben Sie das vorbereitet?
Ich war vorher einige Male persönlich dort und habe viel Hilfe bekommen. In South Bend haben uns das Sustainability Office und deren Initiative, die „Neighborhood Climate Ambassadors”, die University of Indiana sowie lokale Gruppen wie die „Near Northwest Neighborhood Association“ mit ihren Kontakten unterstützt. Erwähnen möchte ich auch „EnFocus“, die frisch gebackene Collegeabsolventen mit lokalen Umwelt- und Social Justice Initiativen verbindet, um gemeinsam Probleme vor Ort anzugehen. Dank weiterer Partner wie der „Bluegreen Alliance“ (BGA), einem Bündnis aus Umweltgruppen und Arbeiter:innen, haben wir immer auch Gelegenheit, mit Gewerkschaftsmitgliedern zu sprechen und von ihren Ansätzen zu lernen.
Was haben Sie aus den Gesprächen mitgenommen?
Mir sind zwei Treffen besonders in Erinnerung geblieben. Das erste war mit einem lokalen Geschäftsmann in South Bend, der alte, heruntergekommene Häuser aufkauft, die von Menschen zurückgelassen wurden, weil sie keine Arbeit mehr finden konnten. Mike hatte das Gefühl, dass seine Nachbarschaft auseinanderfällt und wollte sie wieder aufblühen sehen. Mit Geld aus dem Inflation Reduction Act (IRA) konnte er diese Häuser so sanieren, dass sie nicht nur architektonisch ansprechend sind, sondern auch nachhaltig, gesünder und langfristig auch wirtschaftlicher. Mike wurde ein großer Befürworter im Stadtrat für Klimaschutzmaßnahmen, die helfen Bauten nachhaltiger zu gestalten.
Was hat er genau gemacht? Solarpanels auf den Dächern installiert?
Ja, das auch. Er stellte aber auch sicher, dass die Isolierung viel besser war als zuvor. Und er beschäftigte sich mit dem Thema Wärmepumpen. Gemeinsam mit lokalen Initiativen setzte er sich dafür ein, dass Menschen zum Beispiel für die Installation von Wärmepumpen ausgebildet wurden. Die relativ großen Häuser ließ er in mehrere Wohnungen unterteilen, weil Familien sich die Häuser alleine nicht hätten leisten können. Durch das neue Angebot von Wohnungen wurde in South Bend eine große Lücke geschlossen. Die Menschen kehrten zurück, eine Erfolgsgeschichte.
Sie sprachen von zwei Treffen, die für Sie besonders waren. Wo fand das andere statt?
Ein Besuch in Alabama und Mississippi ist mir ebenfalls in Erinnerung geblieben. Wir trafen dort Menschen von der Universität Mississippi State, die an der Sanierung ihrer Küsten arbeiteten. Ihre Aufgabe lautete: Wie können wir sicherstellen, dass die Fischerei und der Tourismus, die beiden Haupteinnahmequellen, weiterhin gesund bleiben, wenn das Meer schmutziger und wärmer wird? Wie können wir unsere Gemeinden vor Hurrikanen und vor Überschwemmungen schützen?
Ein sehr aktuelles Thema, gerade mit Blick auf den Klimawandel.
Eric, der Mann, mit dem ich gesprochen habe, hat einen tiefen Südstaatenakzent und ist wirklich kein Klimaaktivist. Er arbeitet als Wissenschaftler an der Universität. Mit seinem gesundem Menschenverstand bezog er die Gemeindemitglieder ein, um nach natürlichen Lösungen für die Probleme zu suchen. Er unterstützt zum Beispiel die Menschen bei der Renaturierung der Ufer, die mit der ursprünglichen Bepflanzung wesentlich besser vor Erosion geschützt ist. Es gibt auch eine Maßnahme, bei der die Fischer für jedes kaputte Plastiknetz, das sie zurückgeben und recyceln lassen, 5 Dollar bekommen und so Plastikmüll im Meer und an der Küste vermeiden helfen. Die Leitidee war, dass Gemeinschaften nur dann gedeihen können, wenn die Umwelt um sie herum sauber und gesund ist. Das hat funktioniert, ohne dass der Klimawandel selbst ein Thema war.
73 %
der Republikaner wünschen sich mehr Ölbohrungen vor der Küste – und 70 Prozent mehr große Solaranlagen im Land.
(Studie: Pew Research Center)
Die Zivilgesellschaft ist in den Vereinigten Staaten sehr aktiv, weil es normal ist, sich für die eigene Gemeinschaft zu engagieren. Gibt es etwas, das Deutschland aus der Art und Weise, wie die Amerikaner mit dem Übergang zu einer ökologischeren Wirtschaft umgehen, lernen könnte?
Die politischen Kontexte lassen sich nicht eins zu eins übertragen. Ich denke jedoch, dass es ein paar Lektionen gibt. Die erste wäre, gründlicher über Narrative nachzudenken. Beim Heizungsgesetz zum Beispiel war ja nicht der Vorschlag schlecht, sondern die Art und Weise, wie er umgesetzt und kommuniziert wurde. Familien, die sich das nicht leisten konnten, waren eher ein Nachgedanke. Mit dem IRA aber auch schon vorher mit dem Green New Deal hat man hier nicht Beratern von oben das Feld überlassen, sondern suchte mit einer breiten Basis von Wählern das Gespräch. Dabei wurde vermittelt, dass Klimaschutz wirklich eine Chance ist, eine gerechtere, grünere Wirtschaft mit gut bezahlten Jobs zu schaffen. Und sicherzustellen, dass die Verschmutzer tatsächlich zahlen und die Vorteile des Wandels auch die Arbeiter- und Mittelschicht erreichen. Das hat große Unterstützung auf den Straßen mobilisiert. So gab es eine zivilgesellschaftliche Rückendeckung für die Vorschläge.
Was ist noch passiert?
Der zweite Punkt ist die Suche nach Verbindendem. Die Arbeiter- und die Klimabewegung hatten bis 2005, 2006 nicht wirklich eine gemeinsame Sichtweise. Und selbst danach war es schwierig. Organisationen wie die BGA, die aus Gesprächen zwischen dem Naturschutzverein Sierra Club und der Stahlarbeitergewerkschaft hervorgegangen war, halfen dabei, miteinander ins Gespräch zu kommen und festzustellen: „Hey, wir haben tatsächlich Werte und Ziele gemeinsam.“ Durch die Betonung gemeinsamer Ziele entsteht Vertrauen und es wird möglich, an Themen zu arbeiten, die schwieriger zu lösen sind. Man sieht das auch auf lokaler Ebene, wo Leute in Nachbarschaftsorganisationen zum Beispiel gemeinsame Reinigungs- und Entmüllungsaktionen in der Natur durchführen und so Verbindungen schaffen. So können irgendwann auch schwierige Gespräche über Klima- und Rassengerechtigkeit geführt werden.
„Es ist ein Widerspruch, einerseits zu sagen, dass Kamala Harris sich energisch für eine Politik einsetzt, die den Klimawandel ernst nimmt, und andererseits den Abbau von fossilen Brennstoffen zu befürworten.“
Kamala Harris und Donald Trump liegen in den Umfragen ziemlich nahe beieinander. Gibt es eigentlich wirklich noch eine Mehrheit in den Vereinigten Staaten für eine nachhaltig orientierte Politik? Was denken Sie?
Eine Mehrheit der Amerikaner, über alle Parteigrenzen hinweg, unterstützt Klimaschutzmaßnahmen. Fragt man sie dagegen, ob sie glauben, dass ihre Nachbarn und die US-Bevölkerung im Allgemeinen den Klimaschutz unterstützen, sinkt diese Zahl. Dies ist ein Fall von „pluralistischer Ignoranz“ – eine Mehrheit für Klimaschutzmaßnahmen, die nicht weiß, dass sie eine Mehrheit ist. Die Unternehmen für fossile Brennstoffe und ihre Verbündeten in Politik und Wirtschaft nutzen dies geschickt, um Zweifel und Untätigkeit zu säen. Hinzu kommt, dass viele Menschen in den USA darum kämpfen, Tag für Tag über die Runden zu kommen. Wenn man Klimapolitik macht, muss man sich dessen sehr bewusst sein.
Was bedeutet das konkret?
Obwohl die Inflation in den USA weniger stark gestiegen ist als in anderen westlichen Volkswirtschaften, und sogar wieder zurückgeht, haben die Menschen das Gefühl, dass die Inflation wächst. Das ist auch schwierig für die Akzeptanz eines Gesetzespakets, das „Inflation Reduction Act“ heißt. Ich glaube jedoch, dass die Menschen im Laufe der Zeit mehr davon sehen, einfach weil das Geld in langfristige Dinge investiert wird, wie den Bau einer Solarpanelfabrik, wo dann irgendwann ja auch die Menschen arbeiten können. Da das Geld auf lokaler Ebene ausgegeben wird, verbinden die Menschen es oft mit ihren lokalen und staatlichen Regierungen. Und so haben die Republikaner, obwohl sie im Kongress gegen den IRA gestimmt haben, sich trotzdem vor Ort für jede neu gebaute Fabrik gefeiert. Das schafft lokale Unterstützung für den IRA, selbst in republikanisch regierten Gebieten. Einfach weil es wirtschaftlich absolut Sinn macht. Das gibt mir Hoffnung, dass der Wandel tiefer verankert ist, selbst wenn eine Regierung Trump an die Macht kommen sollte.
Gibt es in den USA junge Politiker oder Kandidaten für den Kongress, die an ökologischen Themen interessiert sind?
Es gibt viele junge, inspirierende Kandidaten, aber sie arbeiten nicht unbedingt an Klimathemen, eher wie der Abgeordnete Maxwell Frost für mehr soziale Gerechtigkeit. Das hängt zwar auch mit dem Klimawandel zusammen, ist aber eben nicht sein Hauptthema. Etwas weniger jung, aber immer noch auf der jungen Seite, besonders für einen US-Senator, ist Brian Schatz aus Hawaii. Er leistet großartige Arbeit in der Kommunikation über das Klima und erreicht auch jüngere Wähler, vor allem in seinen Social-Media-Kampagnen dazu.
Auf keinen Fall vergessen dürfen wir die Abgeordnete Alexandra Ocasio Cortez alias AOC, die auch in Deutschland bekannt ist. Sie kommt aus der Bronx in New York, hat einen Migrationshintergrund, und verdiente ihr Geld mit dem Kellnern. Sie ist eine der besten und bekanntesten progressiven Sprecherinnen, in ihrer Community verankert, und holt Leute dort ab, wo sie sind. Sie verbindet soziale Themen wie Kinderbetreung oder Gesundheit, Wohnen oder Mindestlohn mit ambitionierten Vorschlägen wie dem Green New Deal Es geht dabei darum, die Wirtschaft strukturell anders zu gestalten, damit sie der Umwelt und den Arbeitern dient, nicht der Wirtschaftselite.
Welche Rolle spielt die wachsende Distanz zwischen Demokraten und Republikanern?
Es ist ein Problem, dass bei den Wahlen für das Repräsentantenhaus normalerweise etwa 90 Prozent der Sitze durch das Mehrheitswahlrecht mit seinem Winner-Takes-It-All-Prinzip und aufgrund von Gerrymandering schon vorher vergeben sind. Beim Gerrymandering werden die Wahlkreise so zugeschnitten, dass eine Partei ganz sicher eine Mehrheit bekommt. Das führt zu großer Polarisierung, weil bei den Vorwahlen für die Kandidatur nur die eigenen Anhänger:innen überzeugt werden müssen. Eine Figur wie die Republikanerin Marjorie Taylor Greene, die wilde Verschwörungstheorien verbreitet, käme unter normalen Umständen nie ins Parlament. Aber in ihrem Wahlkreis würde man auch für einen Tisch stimmen, wenn er für die Republikaner kandiert. Es ist schwierig, heute in der Politik Menschen zu finden, die in der Lage sind, mit der anderen Seite zu kommunizieren, weil man nur seine eigenen Leute aktivieren muss.
Das war mal anders. Früher gab es häufiger Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg, sogar bei Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen. Wie kam es – neben dem Gerrymandering – zu diesem Wandel?
Die Heinrich-Böll-Stiftung ist seit den Neunzigerjahren in Washington, D.C. und strikt überparteilich ausgerichtet. Wir hatten anfangs republikanische und demokratische Projektpartner, die wirklich etwas gegen den Klimawandel unternehmen wollten. Das war kein parteipolitisches Thema. Seit der Zeit, als ein Teil der republikanischen Partei, die Tea Party, eine Fundamentalopposition gegen den Präsidenten Barack Obama mobilisierte, und erst recht mit Trump und der MAGA-Bewegung wurden ursprünglich moderate Republikaner herausgedrängt. Für verdiente Politiker:innen wie Liz Cheney, Adam Kinzinger, Mitt Romney und John McCain, bevor er verstarb, gibt es keinen Platz mehr. Ich denke, aufgrund dieser unglaublichen Radikalisierung auf der republikanischen Seite ist es zunehmend schwierig geworden, Demokraten zu finden, die bereit sind, über Parteigrenzen hinweg zu kommunizieren, eben weil es so hoffnungslos erscheint.
Was macht Ihnen trotzdem Mut?
Mir geben die vielen Engagierten Hoffnung, die sich, egal wie stark die Polarisierung auf nationaler Ebene ist, auf lokaler Ebene unermüdlich für eine ehrgeizige und grünere, gerechtere Politik einsetzen. Sie bringen Nachbarn zusammen, teilen ihre Sorgen: Kann mein Kind bei der zunehmenden Luftverschmutzung noch draußen spielen? Sind unsere öffentlichen Schulen ausreichend finanziert, unsere Städte noch erschwinglich, mit guten Arbeitsplätzen und sauberer Luft und sauberem Wasser? Ich glaube, dass es in diesem Land ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl und eine Energie gibt, die nutzbar gemacht werden kann.
Vielen Dank für das Gespräch!
Der Green New Deal Network ist eine der Organisationen, mit denen die Böll-Stiftung in den USA besonders erfolgreich zusammenarbeitet. Das Bündnis aus 15 führenden Klima- und Umweltschutzbewegungen in den USA versucht dafür zu sorgen, dass auf lokaler Ebene nachhaltige Investitionen in die grüne, sozial gerechte Transformation fließen und unterstützt Gemeinden sowie kleine lokale Initiativen mit fachlichem Know-How und praktischer Hilfe.
AUFGELESEN
Andrea Junker ist ihren 276.000 Follower:innen auf X unter dem Namen Strandjunker bekannt. Für uns stellt sie aktuelle Kommentare aus dem US-Wahlkampf zusammen. Diesmal geht es mitten hinein in die Welt des Verbrechens.
The estate of Leonard Cohen is suing Trump over his hijacking of Hallelujah.
That is a sentence I never in a million years could have imagined writing. But here, wherever this is, we are.
Mollie Katzen @MollieKatzen
Y’all out here critiquing Kamala like your guy didn’t just stand on stage and sway to elevator music for 30 minutes.
Bakari Sellers @Bakari_Sellers
I am a Psychologist. Mainstream media, you were obsessed with Biden’s mental decline when he was cognitively fine, but you ignore Trump’s obvious mental decline. He isn’t fine. This man could be President. Why isn’t this the lead story on every news report?
Deacon Blues @DeaconBlues0
At this rate, if Trump is sworn in, JD Vance will invoke the 25th Amendment in the car on the way back to the White House.
Rick Wilson @TheRickWilson
It’s becoming clearer by the hour: Presidential candidate Trump is President Vance’s Trojan horse. — This openly planned coup should scare the hell out of us all.
Andrea Junker @Strandjunker
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Folge 4: Trumps Lügengift ☠️
DER ATMO-NEWSLETTER ZUR WAHL
In Zusammenarbeit mit Weltreporter.net
FOLGE 4: Ein Monstersturm und seine Folgen ••• Don't mention "Climate Change"! ••• Umweltverschmutzung für Deutschland
Liebe Leserinnen und Leser,
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In der vorherigen Ausgabe haben wir Sie gefragt, ob sich deutsche Politiker:innen stärker gegen den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump engagieren sollten. Sie, liebe Leserinnen und Leser, wünschen sich offenbar mehr Mut und Einsatz: 71 Prozent wären dafür. Nur 14 Prozent sind dagegen, die Übrigen sich nicht ganz sicher. Vielen Dank für Ihre Teilnahme! Unsere neue Frage der Woche finden Sie wie immer weiter unten.
Am 18. März 2013 erschien in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“, die von der Nationalen Akademie der Wissenschaften in den USA herausgegeben wird, ein bahnbrechender Artikel. Darin analysierten die Klimaforscher:innen Aslan Grinstedt, Svetlana Jevrejeva und John C. Moore den Zusammenhang zwischen immer höheren Meeres- und Lufttemperaturen und der Intensität von Stürmen, die vom Atlantik kommen. Ein Hurrikan wie Katrina, der im August 2005 an der US-Golfküste 1800 Menschen das Leben gekostet und Schäden in Höhe von 100 Milliarden Euroangerichtet hatte, würde bei weiterer Erwärmung der Meere von der Ausnahme zur Regel werden. Auch die Intensität einst „normaler“ Wirbelstürme nähme zu. Eine Erhöhung von 0,4 Grad führe zu einer Verdoppelung von Sturmfluten wie die durch Katrina verursachte. Bei einer Erwärmung des globalen Klimas um zwei Grad kämen solche „Jahrhundertstürme“ künftig alle zwei Jahre vor, prognostizierten die Wissenschaftler:innen.
Elf Jahre später, im Mai 2024 – an Floridas Südspitze Key West wurde mit 46 Grad Celsius gerade ein neuer Hitzerekord aufgestellt – unterzeichnete Gouverneur Ron DeSantis eine Anweisung, die Formulierungen wie „Klimawandel“ oder „Globale Erwärmung“ aus Floridas Gesetzen verbannte. Der Kampf gegen den „Klimawandel“ wurde von der politischen Prioritätenliste gestrichen. Fortan solle sich die Energiepolitik an dem orientieren, was sich der Bundesstaat „leisten kann“ und nicht an „Klimaideologie“, so der republikanische Politiker:
Angesichts der gewaltigen Zerstörungen, die Hurrikan Milton diese Woche in DeSantis’ Florida anrichtete, angesichts der unfassbaren Regenmengen und der zahlreichen Opfer, wächst bei vielen Klimaschutzaktivist:innen in den USA die Frustration über die selbstmörderische Macht der fossilen Industrien und ihrer politischen Claqueur:innen. Im Falle von Ron DeSantis hat das bewusste klimapolitische Versagen eine beinahe tragische Dimension. Denn die einstige Nachwuchshoffnung der amerikanischen Rechten, die im Vorwahlkampf der Republikaner um die Präsidentschaftskandidatur gegen Donald Trump so spektakulär gescheitert war, gehört zu jenen Regierenden, die eigentlich intelligent genug sind, um die realen Probleme zu sehen, vor denen ein Küstenstaat wie Florida im Zeitalter der Klimakrise steht.
Im Januar 2019, am zweiten Tag seiner Amtszeit, hatte er verfügt, die Umweltbehörde solle alle „notwendigen Maßnahmen ergreifen, um alle Offshore-Öl- und Gasaktivitäten vor allen Küsten Floridas“ zu verhindern. Auch Fracking untersagte er. 2021 verabschiedete das Parlament auf seinen Vorschlag hin eines der ambitioniertesten Klimaresilienzpakete der USA. Knapp 100 Milliarden US-Dollar flossen in Maßnahmen, dem steigenden Meeresspiegel zu begegnen, den Bundesstaat sturmfester zu machen, die Korallenriffe vor der Küste zu schützen und dergleichen mehr. Es gab nur eine Gegenstimme. Er sei weder ein „Klimawandelleugner“ noch ein „Klimawandelgläubiger“, hatte DeSantis einmal erklärt, bevor er, einige Hunderttausend Dollar Wahlkampfspenden aus der Öl- und Gasindustrie später, das Wort „Klimawandel“ gar nicht mehr in den Mund nehmen mochte. Und so fließen in seinem Bundesstaat weiter Hunderte Milliarden Dollar in die Bekämpfung der Folgen statt in die Beseitigung der Ursachen klimawandelverstärkter Naturkatastrophen, nur weil aus ideologischen Gründen nicht sein darf, was nicht sein kann.
In diesen Tagen wird immer deutlicher, dass die USA nicht vor allem deshalb politisch gespalten ist, weil es unterschiedliche Konzepte für die Zukunft gibt, sondern weil die Bevölkerung mittlerweile in völlig verschiedenen Wirklichkeiten lebt. Die Schamlosigkeit, mit der das Team Trump die Hurrikan-Katastrophen und das menschliche Leid nutzt, um die vermeintliche Unfähigkeit der Regierung Biden-Harris vorzuführen, knüpft an die dunkelsten Erfolge der politischen Propaganda an. Ihr Wesen besteht darin, den Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit zu verwischen und als „Meinungsverschiedenheit“ zu verniedlichen. Dabei gilt es, immer wieder jene Lügen zu finden, an die Menschen gerne glauben, weil sie in die kunstvoll vorbereiteten Narrative passen, und diese dann so lange zu wiederholen, bis sie in die Köpfe und Diskurse eingesickert sind. Klar, dass in dieser Propaganda die Regierung Biden-Harris nicht nur angeblich die vom Hurrikan geplagte Bevölkerung im Stich lässt, keine Hubschrauber oder Hilfe schickt, sondern stattdessen „im sonnigen Kalifornien“ bei reichen Spendern um Wahlkampfhilfe buhlt. Und natürlich wird in dieser konstruierten Weltsicht das eigentlich für Katastrophenhilfe vorgesehene Geld laut Trump an „illegale Immigranten“ verteilt, die in ihren von der Regierung bereitgestellten Luxusunterkünften nur darauf warten, amerikanische Frauen zu schänden und zu ermorden, ganz so wie es Ihnen „die Gene“ (Donald Trump) diktieren würden.
DIE UMFRAGEN – WER LIEGT VORN?
Kamala Harris
49,4 Prozent
Donald Trump
46,3 Prozent
Mittelwert der „Poll of the Polls“ von New York Times, Economist und Realclearpolitics.
Stand: 4. Oktober 2024
Frage der Woche
Wem nützen Naturkatastrophen wie der Hurrikan Milton mehr im Wahlkampf: Donald Trump oder Kamala Harris?
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Selbstverständlich ist das alles widerlich und streift wie bei Trumps antisemitischem Superfan, der Kongressabgeordneten Marjorie Taylor Greene, die Grenze zum Wahnsinn. Diese twitterte, „they“ hätten das Wetter mit Lasern manipuliert und würden die Stürme extra in republikanisch dominierte Gegenden schicken, damit die braven Menschen dort nicht wählen könnten. Aber der Wahnsinn wird immer öfter zum Teil des Einerseits-Andererseits, zum Teil der ganz normalen politischen Auseinandersetzung, in der viele Medien in dieser Phase des Wahlkampfes ängstlich darauf bedacht sind, nur ja keine Parteilichkeit zu zeigen. Übrigens nicht nur in den USA. Und so wird – einerseits – meist noch fleißig richtiggestellt, was immer Präsidentschaftskandidat Donald Trump gerade vor sich hin fantasiert, aber eben auch – andererseits – gefragt, ob an dessen Gerede über die „schwache“ Kamala Harris nicht doch etwas dran sein könnte, weil etwa ein Gouverneur Ron DeSantis nicht mal den Hörer abnimmt, wenn die Vizepräsidentin ihn anruft, um Hilfe bei der Bekämpfung der Hurrikanfolgen anzubieten. Dieses mediale „Sanewashing“, diese Normalisierung nicht nur des Trump’schen Lügengebildes, sondern auch den Lügen seiner Lautsprecher:innen, folgt aus einer Haltung, die faktenferne Propaganda inzwischen beinahe genauso ernst nimmt wie Argumente, die ihre Basis in der Wirklichkeit haben. Eigentlich hätte der Wahlkampf 2016 eine Lehre sein müssen, dass einem so eine Haltung einmal um die Ohren fliegen kann. Im Falle von Hurrikan Milton als Teil des Wahlkampfs gilt dies gerade im schlimmsten Sinne des Wortes.
Wenig verwunderlich gehören auch bei einer Katastrophe wie dieser wieder die Ärmsten zu den Opfern, die am wenigsten für die Ursachen können, aber am heftigsten von den Folgen betroffen sind. Sie fliegen nicht im Privatjet zum Wochenende an Floridas Küste, verfügen in der Regel auch nicht über sturmsichere Villenanwesen oder über finanzielle Mittel, um das alles in Fünfsternehotels als Ersatzunterkunft zu überstehen. Und auch die nicht ganz so Armen verfügen längst nicht mehr über die Mittel, um sich eine der in den vergangenen Jahren dramatisch verteuerten Versicherungen zu leisten, die Ersatz für ihre zerstörten Häuser leisten würden. Um die große Ungerechtigkeit, die angesichts von Umweltkatastrophen und -zerstörungen in den USA gegenüber den weniger Begüterten herrscht, geht es in dem Interview, dass Kerstin Zilm von Weltreporter.net für diese Ausgabe von greening USA mit Professor Robin Saha aus Montana geführt hat. Die Befunde von ihm und seinen wissenschaftlichen Mitstreiter:innen sind erschütternd. Und Deutschland Gier nach Flüssiggas hat auch etwas damit zu tun. Aber immerhin sieht Professor Saha auch Gründe für Optimismus. Aber lesen Sie selbst!
Herzlichst
Fred Grimm, atmo-Redaktion
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„Wir schieben das Problem auf die nächste Generation“
Professor Robin Saha ist Direktor der Fakultät für Umweltstudien an der University of Montana in Missoula, Montana. Er untersucht seit Jahren, wie giftige Luft, verseuchte Böden und Grundwasser mit sozialer Ungerechtigkeit und Rassismus zusammenhängen. Im Mai veröffentlichte er gemeinsam mit anderen Wissenschaftler:innen eine Studie zu den katastrophalen Folgen des Flüssiggas-Ausbaus an der US-Golfküste, von der aus auch Deutschland beliefert wird. Kerstin Zilmvon Weltreporter.net erzählte der Forscher, warum er trotz allem auf eine bessere Zukunft hofft.
Deutschland wurde nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine zu einem der größten Kunden für Flüssiggas (LNG) aus den USA. Die meisten denken vermutlich nicht darüber nach, welche Konsequenzen die Gewinnung für die Regionen hat, aus dem dieses Gas kommt. Die Umweltschäden treffen vor allem ärmere Menschen, ein Phänomen, das Sie als „Environmental Injustice“ erforschen, richtig?
Ja, und besonders davon betroffen ist die US-Golfküste. In Louisiana und Texas stehen die meisten Export-Terminals. Der Abbau von Gas, der Transport durch Schiffe und Züge sowie der Bau von Pipelines – das alles verbraucht riesige Mengen Energie und verursacht eine Menge Verschmutzung in der Luft und im Wasser. In den Gemeinden in der Nähe dieser Anlagen leben mehrheitlich People of Color und Menschen mit wenig Einkommen – Menschen an der Armutsgrenze oder unterhalb. Es sind vor allem Afroamerikaner, aber auch Indigene und Familien mit hispanischen Wurzeln. Die Verschmutzung hat nicht nur Folgen für deren Gesundheit, sondern auch für deren Lebensunterhalt. Viele von ihnen leben vom Fischen und das ist nur noch eingeschränkt möglich. Dazu kommt die Zerstörung von Feuchtgebieten für den Bau der Terminals, was wiederum zu mehr Überschwemmungen führt, ganz zu schweigen davon, dass die Anlagen meist nicht so gebaut sind, dass sie den sich häufenden, verheerenden Hurrikanen standhalten könnten. Der zunehmende Export von LNG hat enorme Konsequenzen für Menschen und unseren Planeten.
Sie sprechen in Ihrer Studie von sogenannten „sacrifice zones“, also Zonen, in denen von jenen, die dort leben, für andere außerhalb der Gemeinden Opfer gebracht werden. Das ist ungerecht. Wie messen Sie diese „Environmental Injustice” in Ihren Studien?
Die Grundlagen dafür sind einfach: Landkarten, Volkszählungsdaten und Interviews mit Menschen, die in einem Umkreis von drei Meilen der Anlagen leben (Anmerkung: Das sind umgerechnet etwa fünf Kilometer). Bei unserer neuesten Studie haben wir entdeckt, dass diese LNG-Terminals demselben Muster folgen wie zuvor die Anlagen der Petrochemie, der Öl- und Gasindustrie. Texas und Louisiana verfügen über die die zehn größten petrochemischen Anlagen der USA. Die Küste zwischen New Orleans und Baton Rouge in Louisiana wird wegen der vielen giftigen Abgase, die diese Industrie ausstößt, auch „Cancer Alley“, Straße des Krebes, genannt. Das ist auch historisch interessant. In der Region hat Rassismus Geschichte. Hier waren viele Sklavenplantagen. Versklavte Menschen, die ihre Freiheit bekamen, blieben oft in der Gegend. Sie schufen sich ihre eigenen Gemeinden, meist in der Nähe des Wassers auf der Grundlage von Fischerei und Landwirtschaft. Genau da haben sich diese Industrien niedergelassen. Sie haben bestehende Gemeinden vertrieben. Die Schulen, Kirchen, Häuser derer, die geblieben sind, sind hohen Konzentrationen von Luftverschmutzung ausgesetzt. Dazu kommen vergiftetes Sickerwasser, Explosionen, Feuer und anderes.
Ist das nur in Texas und Louisana zu beobachten?
Diese Muster finden wir über Jahrzehnte auch in anderen Regionen der USA. Es gibt zahllose Studien darüber. 1987 wurde eine wegweisende Untersuchung veröffentlicht: Toxic Waste and Race in the United States. Sie zeigte, dass People of Color unverhältnismäßig stark von giftigen Abfällen belastet waren. Zwanzig Jahre später haben Kollegen und ich untersucht, ob sich die Situation verbessert hat. Die Lage hatte sich verschlechtert. People of Color lebten nach wie vor überdurchschnittlich oft in der Nähe von Giftmüllanlagen und waren überdurchschnittlich hoher Luftverschmutzung ausgesetzt.
Befürworter des Ausbaus von LNG-Anlagen und dem Abbau von fossilen Brennstoffen generell argumentieren, dass die Gemeinden, in deren Nähe das geschieht, auch davon profitieren - durch mehr Jobs und höhere Steuereinnahmen. Stimmt das?
Das ist eine falsche Darstellung der Realität. Wir weisen in unserer Studie darauf hin, dass nur zehn Prozent der Beschäftigten in der Öl- und Gasindustrie Schwarze sind und dass ihr Lohn 23 Prozent niedriger ist als der von Weißen. In der Fracking-Industrie sind weniger als 4 Prozent der Beschäftigten Schwarz. Der Bevölkerungsanteil von Schwarzen in Louisiana beträgt über 30 Prozent. Die Unternehmen, die sich an der Golfküste ansiedeln, bekommen Steuervorteile, manche bezahlen gar keine Gemeindesteuern. Die gut bezahlten Jobs gehen meistens an Leute von außerhalb. Diejenigen, die vor Ort leben, bekommen die schlechtbezahlten und gefährlichen Arbeitsplätze. Die Unternehmen belasten die Anrainer, ohne sie wesentlich an den Gewinnen zu beteiligen.
Wenn all das seit Jahrzehnten bekannt ist und Unternehmen vor dem Bau von Großprojekten Umweltstudien vorlegen müssen, warum werden Projekte, die große Umweltschäden verursachen, weiterhin in Gemeinden gebaut, die schon jetzt sacrifice zones sind? Wer genehmigt das?
Das ist die FERC, die Federal Energy Regulatory Commission. Ihre Mitglieder werden von der US-Regierung ernannt und sollen politisch unabhängig entscheiden. Wir weisen in unserer Studie nach, dass die Berichte der Kommission mangelhaft und sogar fehlerhaft sind. Sie berücksichtigen meist nur die Konsequenzen, die der Bau einer neuen Anlage hat, und nicht die Ungerechtigkeiten, die sich über Jahrzehnte ansammeln. Sie weisen auf Gefahren hin, aber die Berichte haben meist keine Konsequenzen. Sie sind nur eine Pflicht, die abgehakt wird.
7,5
mal größer ist in den USA die Wahrscheinlichkeit für People of Color, an Asthma zu erkranken, als für weiße Amerikaner:innen.
(Studie: George Washington University, 2024)
Präsident Joe Biden hat den Ausbau der LNG-Gewinnung vorläufig gestoppt, um weitere Untersuchungen der Umweltfolgen/schäden zu ermöglichen. Ein Bundesrichter in Louisana hat diese Anordnung rückgängig gemacht, weil sie die Wirtschaft schädigen würden. Wieviel Macht haben ein US-Präsident oder eine US-Präsidentin überhaupt noch in solchen Fällen?
Der US-Präsident hat mit dem Kongress zusammen großen Einfluss. Wir denken, die Regierung könnte und müsste viel weiter gehen und neue Gesetze schaffen. Die derzeitige Entwicklung in Sachen Flüssiggas widerspricht unseren Verpflichtungen gegenüber dem Pariser Klimaabkommen. Sie widerspricht auch unseren eigenen Zielen, den CO2-Ausstoß bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Die sozialen Kosten von Luftverschmutzung müssten ehrlich berechnet und in Kalkulationen einbezogen werden. Das alles kann eine Regierung bewirken.
Also ist es wichtig, wer im Kongress die Mehrheit hat und wer im November die Präsidentschaftswahl gewinnt?
Natürlich. Absolut. Trump hat klar gemacht, dass er mehr fossile Brennstoffe abbauen will. „Drill, Baby, Drill“ ist sein Motto. Das widerspricht unseren nationalen Interessen, den Interessen der Menschen, die in den Gemeinden leben, neben denen gebohrt wird. Seine Politik würde das notwendige Abnabeln unserer Gesellschaft von fossilen Brennstoffen verzögern.
„Es ist ein Widerspruch, einerseits zu sagen, dass Kamala Harris sich energisch für eine Politik einsetzt, die den Klimawandel ernst nimmt, und andererseits den Abbau von fossilen Brennstoffen zu befürworten.“
Die Kandidatin der Demokraten, Kamala Harris, hat ihre Position zum Fracking geändert – mit ihr wird es kein Verbot der Technik geben. Ein Fehler?
Ich vermute, sie denkt dabei vor allem an Wählerstimmen im Swing State Pennsylvania. Aber natürlich ist es ein Widerspruch, einerseits zu sagen, dass sie sich energisch für eine Politik einsetzt, die den Klimawandel ernst nimmt und andererseits den Abbau von fossilen Brennstoffen zu befürworten. Die Strategie, alle Energiequellen zu nutzen, ist nichts anderes, als beim Status Quo zu bleiben. Wir schieben damit das Problem auf die nächste Generation ab.
Das ist die perfekte Überleitung zu meiner letzten Frage: Sie unterrichten an einer Universität in Montana, einem US-Bundesstaat mit republikanischen Mehrheiten im Parlament und einem republikanischen Gouverneur. Wie beliebt sind Ihre Kurse und Vorlesungen zu Umweltgerechtigkeit? Ist das Interesse gestiegen in den letzten Jahren?
Oh, ja! Wir haben an unserer Universität auf Wunsch der Studierenden einen Studiengang zur Untersuchung von Folgen des Klimawandels eingerichtet. Der ist sehr beliebt. Interesse und Leidenschaft für das Thema sind sehr groß. Die Jugend hier macht sich extrem Sorgen um die Zukunft unseres Planeten, einer Zukunft mit Problemen, die sie von unserer Generation erben. Sie sind aktiv daran beteiligt, Lösungen zu finden. Ich glaube, sie werden Politikerinnen und Politiker wählen, die den Klimawandel ernst nehmen. Sie mögen zynisch sein, was Politik angeht, wie so viele Menschen, aber ich sage in meinem Unterricht, dass es wichtig ist, sich zu engagieren und zu wählen. In den USA haben viele Bewegungen für soziale Gerechtigkeit, für Rechte von Frauen, für Umweltschutz und gegen Kriege an Universitäten begonnen. Die Studierenden inspirieren mich und geben mir Hoffnung.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Konzept Environmental Justice hat seinen Ursprung in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. 1991 wurde auf dem ersten „National People of Color Environmental Leadership Summit“ 17 Prinzipien formuliert, nach denen der Benachteiligung von „People of Color“ durch die Verschmutzung der Umwelt begegnet werden sollte. Präsident Joe Biden verknüpfte einige dieser Grundsätze mit seiner Klimaschutzpolitik, aber die Erfolge sind überschaubar. Immerhin versucht sich die Regierung in Transparenz und informiert auf einer eigenen Webseite über entsprechende Maßnahmen.
AUFGELESEN
Andrea Junker ist ihren 276.000 Follower:innen auf X unter dem Namen Strandjunker bekannt. Für uns stellt sie aktuelle Kommentare aus dem US-Wahlkampf zusammen. Diesmal geht es in die Welt des Verbrechens.
I didn’t need Bob Woodward to tell me Donald is worse than Nixon.
Mary L. Trump @MaryLTrump
Polls be like:
Is Donald Trump guilty of the crimes he has been accused? Yes: 60% No: 34%
Is Donald Trump a moral monster?
Yes: 74% No: 20%
Is Donald Trump going to hell?
Yes: 90% No: 7%
Who are you voting for?
Harris: 49% Trump: 47%
Fireborn @firebornnn
The fact that this election is even close is a terrible indictment of the American public. I don’t know if we should blame it on a lack of morals or a lack of intelligence, but the fact that a man like Trump has not been completely rejected makes me ashamed of our country.
Khashoggi’s Ghost @UROCKlive1
At some point we have to talk about how Julius and Ethel Rosenberg were executed for far less than what Donald Trump did and is still actively doing.
Andrea Junker @Strandjunker
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In der vorherigen Ausgabe haben wir Sie gefragt, wie Sie die Klimapolitik von US-Präsident Joe Biden benoten würden. Sie waren eher mäßig beeindruckt und vergaben im Durchschnitt eine glatte 3. Unsere neue Frage der Woche finden Sie weiter unten.
Etwas über einen Monat vor dem Wahltag haben sich in dieser Woche die beiden Vizepräsidentschaftskandidaten JD Vance und Tim Walz zur wahrscheinlich letzten großen Fernsehdebatte in diesem Wahlkampf getroffen. Sie werden mittlerweile beinahe überall gelesen haben, wie „zivilisiert“ und „normal“ die Auseinandersetzung im Vergleich zu Trumps Auftritt gegen Kamala Harris verlaufen ist, was oberflächlich gesehen sogar stimmt. Diesmal wurde hinterher nicht tagelang darüber geredet, ob geraubte Haustiere zum Speiseplan „illegaler“ Einwanderer aus Haiti gehören. Diesmal schmiegten sich die Ungeheuerlichkeiten eleganter ins Ohr, weiß der Investmentbanker und Buchautor, Ohios republikanischer Senator JD Vance doch ungleich besser, wie man unpopuläre Botschaften so verpackt, dass sie erst einmal ganz okay klingen. Seine Auslassungen etwa zum Abtreibungsverbot, ein Herzensprojekt der Republikaner, klangen so, dass hinterher neutrale Beobachterinnen ein Bekenntnis zur Wahlfreiheit herausgehört hatten, obwohl sich Vance zeitlebens für das genaue Gegenteil eingesetzt hat. Für Fans hirnerweichender politischer Rhetorik lohnt sich der folgende Ausschnitt, bei dem die souveränen CBS-Moderatorinnen Norah O’Donnell und Margaret Brennan beide Kandidaten sehr konkret nach ihrer Haltung zum Klimawandel befragten:
„We’re the cleanest economy in the entire world”, „Clean air and water“ – es hörte sich an, als gäbe es kaum etwas Umweltfreundlicheres als fossile Energieträger „Made in USA“. Dabei wusste JD Vance noch 2020 sehr genau, welche Gefahren durch den von Öl und Gas buchstäblich befeuerten Klimawandel drohten. Seit seinem Senatorenwahlkampf 2022, der von der Öl- und Gasindustrie mit 283.000 Dollar unterstütztwurde, ist er da allerdings nicht mehr ganz so sicher.
Das Sunrise Movement, die junge amerikanische Klimaschutzbewegung, die 2019 noch Hunderttausende auf die Straßen gebracht hatte, nutzte die TV-Debatte übrigens, um in New York gegen die ungebrochene Macht der fossilen Industrie in den USA zu demonstrieren. Sechs Aktivist:innen forderten vor dem CBS-Hauptquartier, dass bei der Debatte auch nach dem Zusammenhang zwischen Klimawandel, Hurrikan Helene und der „Gier von Big Oil“ gefragt werde. Die Demonstrant:innen wurden in Handschellen abgeführt.
DIE UMFRAGEN – WER LIEGT VORN?
Kamala Harris
49,4 Prozent
Donald Trump
46,3 Prozent
Mittelwert der „Poll of the Polls“ von New York Times, Economist und Realclearpolitics.
Stand: 4. Oktober 2024
Frage der Woche
Sollten sich deutsche Politiker:innen stärker gegen Donald Trump engagieren?
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Der zugegebenermaßen kleine Auftritt des Sunrise Movement war den großen amerikanischen Medien keine Erwähnung wert. Immerhin liest und sieht man dieser Tage in den USA immer wieder mal, dass das verheerende Ausmaß von Hurrikan Helene durchaus etwas mit dem Klimawandel zu tun hat. Der Fernsehsender NBC berichtete über zwei neue Studien, nach der solche Hurrikane inzwischen deutlich mehr Regen und kräftigere Winde mit sich führten. Vier bis fünf Prozent stärkerer Wind reicht bereits aus, um 40 bis 50 Prozent mehr Schäden zu verursachen.
Über die Rolle der Medien bei der Information zur Klimakrise hat der Autor Christoph Drösser vor ein paar Tagen für atmo mit Mark Hertsgaard gesprochen. Der Journalist vom amerikanischen Magazin The Nation feierte gerade den fünften Geburtstag von Covering Climate Now, einer Organisation, die sich für mehr und bessere Klimaberichterstattung auf der ganzen Welt einsetzt. Das Gespräch spannt einen großen Bogen und ist nicht zuletzt deshalb besonders lesenswert.
Herzlichst
Fred Grimm, atmo-Redaktion
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„Als Medienbranche haben wir versagt“
Mark Hertsgaard gründete 2019 zusammen mit Kyle Pope, Chefredakteur der von der Columbia University in New York herausgegebenen Fachzeitschrift Columbia Journalism Review, das Projekt CoveringClimateNow. Die Organisation will die Berichterstattung über den Klimawandel verbessern, und kooperiert weltweit mit über 60 Medienorganisationen. Sie vernetzt Journalist:innen aus aller Welt und bietet Online-Seminare an. Christoph Drösser sprach für atmo mit Hertsgaard über die Klimaberichterstattung in den USA – und welche Rolle das Thema im aktuellen Wahlkampf spielt.
Sie haben eine Organisation zur Verbesserung der Klimaberichterstattung in den USA gegründet. Warum war das nötig?
Im April 2019 hatten wir eine Konferenz an der Columbia Journalism School in New York, das ist die Organisation, die jedes Jahr die Pulitzer-Preise vergibt. Es ging um das Schweigen der Medien über die Klimakrise. Wir haben so gut wie nicht über das größte Thema des 21. Jahrhunderts berichtet, nämlich darüber, wie die Menschheit die Erde überhitzt und eine Situation heraufbeschwört, in der der Planet für viele Menschen unbewohnbar wird. Aus meiner jahrelangen Erfahrung als Reporter wusste ich, dass viele einzelne Journalist:innen sehr wohl wussten, was für eine Riesengeschichte der Klimawandel ist. Ich dachte, dass wir zusammen vielleicht genügend Masse zusammenbringen könnten, um die Berichterstattung unserer Branche zu beeinflussen.
Was ist Ihr Angebot für Journalist:innen, damit sie besser über das Klima berichten können?
Wir bieten alles an, von intensiven Schulungen ganzer Nachrichtenorganisationen über konkrete Story-Ideen bis hin zu journalistischen „Talking Shop“-Webinaren, in denen wir als Kollegen darüber diskutieren, wie man diesen oder jenen Aspekt der Klimaberichterstattung angehen kann. Wir nutzen mit Slack auch einen gemeinsamen Online-Kanal, in dem Journalist:innen eigenständig solche Diskussionen führen können, und produzieren drei separate wöchentliche Newsletter. Dann machen wir exklusiv für unsere Partnermedien „Newsmaker-Interviews” mit globalen Klima-Prominenten wie UN-Generalsekretär António Guterres oder der legendären Schauspielerin und Klimaaktivistin Jane Fonda.
Reden wir speziell über die US-Medien. Wurde da nur verschwiegen, oder war das Problem nicht auch eine falsche Ausgewogenheit? Waren die Medien nicht in der Lage, die Klimageschichte wirklich zu verstehen und Quellen kritisch zu bewerten?
In den frühen Neunzigerjahren gab es eine kurze Phase der Berichterstattung. Die begann, als der NASA-Wissenschaftler James Hansen im Sommer 1988 vor dem amerikanischen Kongress aussagte, dass die globale Erwärmung vom Menschen verursacht wird. Das stand am nächsten Tag auf der Titelseite der New York Times, was bedeutete, dass es von allen Journalist:innen zur Kenntnis genommen wurde. Ein halbes Jahr später wählte das Time Magazine den gefährdeten Planeten Erde zur Person des Jahres. Die Ölindustrie reagierte sehr schnell auf die Berichterstattung und begann eine Desinformationskampagne. Es tut mir leid, aber ich muss sagen, dass zu viele meiner Kollegen in den Medien sich davon täuschen ließen. Sie erwähnten diese falsche Ausgewogenheit, die wir vor allem im Radio und im Fernsehen beobachten konnten.
Wie spielte sich das ab?
Wenn wir ein Interview über den Klimawandel machten, hatten wir zwei Gäste, einen NASA-Wissenschaftler mit echten wissenschaftlichen Kenntnissen und einen bezahlten Sprecher von ExxonMobil – im Namen der Ausgewogenheit. Eine investigative Recherche zeigte Jahre später, dass ein ausdrückliches Ziel der Kampagne der fossilen Brennstoffindustrie darin bestand, „die globale Erwärmung als Theorie und nicht als Tatsache darzustellen“. Zum Teil wegen dieser scheinbaren Kontroverse haben wir in den Nullerjahren aufgehört, über den Klimawandel zu reden. Es ist ja auch ein deprimierendes Thema, und das Publikum will keine deprimierenden Nachrichten. Durch dieses mediale Fehlverhalten haben wir 20 Jahre verloren, und das ist einer der Gründe dafür, dass wir heute an der Klimafront in so großen Schwierigkeiten stecken.
Versuchen die Ölkonzerne nicht immer noch, die öffentliche Meinung über das Klima zu beeinflussen?
Ja, natürlich. Und wir rüsten unsere Kollegen mit dem nötigen Wissen aus, um nicht darauf hereinzufallen. Zum Beispiel haben wir eine Schulung mit dem Titel „Zehn gängige Klimamythen entlarven“, und da weisen wir darauf hin, dass praktisch alle diese Mythen zuerst von Big Oil oder seinen ideologischen Verbündeten verbreitet wurden.
Die lokalen Fernsehnachrichten konzentrieren sich mehr und mehr in den Händen von rechten Nachrichtenorganisationen wie dem Trump-Unterstützer John Sinclair. Seine TV-Lokalsender erreichen ein Drittel der US-Haushalte. Gibt es irgendeine Hoffnung, zum Beispiel sie zu einer seriösen Klimaberichterstattung zu bewegen?
Ja, es gibt Hoffnung. Tatsächlich arbeiten wir mit einer Reihe von Sinclair-Sendern zusammen, von denen einer (in South Carolina) gerade sein erstes TV-Special über den Klimawandel produziert hat – ohne einen Hauch von Klimaleugnung. Im Übrigen stimmt es, dass Sinclair und Fox viele Lokalsender besitzen oder mit Inhalten beliefern. Aber die Zahl der lokalen Fernsehsender, die den großen kommerziellen oder öffentlichen Sendern gehören oder mit ihnen verbunden sind, ist viel größer.
28
Prozent der US-Amerikaner:innen hatten in der Woche vor der Befragung etwas zum Thema Klimawandel in ihren Medien gesehen, gelesen oder gehört. (Umfrage: April 2024)
Laut Umfragen sagt eine große Mehrheit der Amerikaner, dass sie sich um den Klimawandel sorgt. Was aber der Inflation Reduction Act (IRA) ist, also das große Gesetz, das Hunderte von Milliarden unter anderem in saubere Energie investiert, wissen viele nicht. Ist das die Schuld der Medien?
Es stimmt, dass 70 Prozent der amerikanischen Öffentlichkeit sich mehr Informationen über den Klimawandel wünschen, das zeigen uns aktuelle Umfragedaten. Ein Grund für den Meinungsumschwung ist, dass man jetzt kein Klimawissenschaftler mehr sein muss, um zu verstehen, dass mit dem Wetter etwas nicht stimmt. Wir erleben Hitze, Waldbrände oder auch, dass sich die Anbausaison für Landwirte völlig verschoben hat. Was den IRA betrifft: Es stimmt, dass die meisten Amerikaner nicht viel darüber wissen, und interessanterweise geben die Medien der Biden-Regierung die Schuld dafür. Aber Joe Biden, Kamala Harris und andere Regierungsvertreter haben viele Reisen in verschiedene Teile des Landes unternommen, um ihre Politik zu erklären. Ein großer Teil des Problems besteht wirklich darin, dass wir in den Medien nicht darüber berichtet haben.
Hätten Sie von Covering Climate Now nicht darauf aufmerksam machen müssen?
Wir haben unsere Kollegen gedrängt: Ihr müsst über den Inflation Reduction Act berichten – nicht um das Gesetz zu bejubeln, sondern einfach, um der Öffentlichkeit zu erzählen, was vor sich geht. Ein großer Teil der Steuergelder fließt in dieses Gesetz, mindestens 370 Milliarden Dollar, im Lauf der Zeit wird es wahrscheinlich noch viel mehr sein. Die Bürger müssen wissen, wie dieses Geld ausgegeben wird. Werden damit Arbeitsplätze geschaffen? Was für Projekte werden gefördert? Leider besteht in den meisten Nachrichtenredaktionen kein großes Interesse an einer solchen Berichterstattung. Ich will aber nicht den Eindruck erwecken, dass ich meine Kollegen nur kritisiere. Personalabbau und Gewinnmaximierung in den Unternehmen haben die Redaktionen ausgehöhlt. Es gibt einfach nicht mehr so viele Journalisten, die diese Art von Arbeit machen können.
„Siebzig Prozent der amerikanischen Öffentlichkeit wünschen sich mehr Informationen über den Klimawandel, das zeigen uns aktuelle Umfragedaten.“
Ich möchte die Politiker:innen aber nicht so schnell vom Haken lassen. Sie hätten das Gesetz „Big Climate Bill“ oder so ähnlich nennen können. Stattdessen nannten sie es „Inflationsreduzierungsgesetz“.
Wie auch immer es heißen mag, es ist die größte Einzelmaßnahme, die die Regierung der Vereinigten Staaten je zur Lösung des größten Problems der Menschheit ergriffen hat. Das allein ist Grund genug, uns auf die Berichterstattung zu diesem Thema zu fokussieren. Wir sollten nicht vergessen, dass es bei diesem Gesetz nicht nur um den Klimawandel geht, sondern auch etwa um Kostensenkungen im Gesundheitswesen. Und die Preissteigerungen sind das wichtigste politische Thema der vergangenen Jahre.
In ihrer Rede auf dem Parteitag der Demokraten sprach Kamala Harris das Wort „Klima“ genau einmal aus, sie sagte so etwas wie „wir wollen saubere Luft und sauberes Wasser“ – so spricht auch Donald Trump über Umweltprobleme. Warum verkaufen die Demokraten ihre Erfolge nicht offensiver?
Ich weiß nicht, warum die Harris-Walz-Kampagne sich so entschieden hat, aber es war eine bewusste Entscheidung. Sie haben erwähnt, dass Kamala Harris kaum über den Klimawandel gesprochen hat. Zuvor am selben Abend gab es drei andere Reden, in denen übers Klima gesprochen wurde, aber das Klima hatte eindeutig nicht denselben Stellenwert wie Waffenkontrolle oder Abtreibung. Man kann daraus nur den Schluss ziehen, dass für die Demokratische Partei und insbesondere die Harris-Walz-Kampagne offenbar das Klima nicht die wichtigste Botschaft der nächsten Wochen sein wird. In der amerikanischen Politik ist seit Generationen die Wirtschaft das Hauptthema für die Wähler, wenn sich die Vereinigten Staaten nicht gerade in einem aktiven Krieg in Übersee befinden.
Manche Journalist:innen und Aktivist:innen sagen: Ich habe kein Problem damit, wenn die Demokraten nicht viel übers Klima reden – das ist ein umstrittenes Thema, es könnte einige Wähler:innen abschrecken. Kamala hat gute Positionen zum Thema – sie soll erst mal gewinnen, nach der Wahl können wir weiterdiskutieren.
Als Reporter sind wir nicht dazu da, Politikern zu helfen, die Wahl zu gewinnen. Unser Job ist es, die Wähler über die verschiedenen Parteien zu informieren, über die Bedeutung dieser Wahl und wie die einzelnen Kandidaten und politischen Parteien zu diesen Themen stehen. Joe Biden wollte nicht darüber sprechen, ob er aus dem Rennen aussteigen sollte – und doch gab es eine Lawine von Medienberichten. Und schließlich drängten die Medien mit ihm einen amtierenden US-Präsidenten buchstäblich dazu, sein Amt aufzugeben. Das ist Macht, und diese Macht können wir auch in der Klimadiskussion einsetzen. Wir müssen den Menschen sagen, dass der- oder diejenige, die in diesem Jahr gewählt wird, die Entwicklung der Menschheit und des Klimas für die kommenden Generationen beeinflussen wird. Und die Leute haben eine klare Wahl: Es gibt einen Kandidaten, der den Klimawandel als Schwindel bezeichnet und ihn noch verschlimmern will, und es gibt eine Kandidatin, die zumindest versuchen will, etwas dagegen zu tun.
Wenn Sie auf fünf Jahre CoveringClimateNow zurückblicken – glauben Sie, dass Sie dazu beigetragen haben, dass sich die Klimaberichterstattung verändert hat?
Auf jeden Fall. Wir sind sehr stolz auf unsere Erfolge. Wir haben das größte journalistische Kollaborationsprojekt der Welt aufgebaut. Wir haben dazu beigetragen, das jahrzehntelange Schweigen der Medien zum Klima zu brechen, und Hunderte von Redaktionen und Tausende von Journalisten zu einem Qualitätswettlauf angespornt. Tatsächlich haben uns 65 Prozent unserer Partnermedien kürzlich in Umfragen mitgeteilt, dass sie jetzt mehr übers Klima berichten als 2019.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das 2019 gegründete Mediennetzwerk Covering Climate Now vergibt jährlich in 14 Kategorien Preise für die besten Beiträge aus aller Welt zum Thema, die „CCNow Journalism Awards“. 2024 wurde unter anderem eine deutsch-britische Kollaboration zwischen dem Guardian und SourceMaterial aus Großbritannien sowie der Zeit über den Schwindel mit CO₂-Zertifikaten ausgezeichnet.
AUFGELESEN
Andrea Junker ist ihren 276.000 Follower:innen auf X unter dem Namen Strandjunker bekannt. Für uns stellt sie aktuelle Fundstücke aus dem US-Wahlkampf zusammen. Diesmal: Hipsterlügen, monatliche Jahrhundertstürme und ein vergessener Putschversuch.
Tim Walz: „We’re pro women.“
JD Vance: „I know a woman, she’s watching, hello woman.“
Albertina Rizzo @albz
Allow me to address the elephant in the room: Lies do not suddenly become truths because, instead of shouting them out with orange makeup and a wig, you serve them up with a smile, eyeliner and a hipster beard.
Andrea Junker @Strandjunker
If you think you’re safe from climate change, consider that Asheville, North Carolina – a city nearly 300 miles from the nearest coastline at an elevation of 2,134 feet – just got wiped out by a hurricane.
Brandon Friedman @BFriedmanDC
These once-in-a generation, historical storms are
happening once or twice every month.
Climate change.
Stephen King @StephenKing
The EVIDENCE for the crimes Trump committed trying to overthrow the election, as outlined in Jack Smith’s filing, didn’t come from Democrats. The EVIDENCE came from Republicans, came from people who worked for Trump, came from Trump loyalists. Don’t forget that.
Joe Walsh @WalshFreedom
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Folge 2: Bidens Klima-Eigenlob und der Kampf gegen das Feuer 🔥
DER ATMO-NEWSLETTER ZUR WAHL
In Zusammenarbeit mit Weltreporter.net
Der Pop-up-Newsletter von atmo kommt jetzt wöchentlich ••• Die „Climate Week“ in New York ••• Wenn es heißer wird als fünfzig Grad
Liebe Leserinnen und Leser,
willkommen zur zweiten Folge von greening USA, dem atmo-Newsletter zur Präsidentschaftswahl, in Zusammenarbeit mit Korrespondent:innen von Weltreporter.net. Mit solchen „Pop-up-Newslettern“ möchten wir künftig für Sie ausgesuchte Großereignisse journalistisch begleiten. In den ersten 24 Stunden nach Erscheinen von Folge 1 haben sich bereits über tausend Leserinnen und Leser für greening USA angemeldet. Dafür ganz herzlichen Dank! Und Sie haben bei unserer Umfrage mit darüber abgestimmt, wer wohl die Wahl gewinnen wird. 89 Prozent setzen auf Kamala Harris, sieben Prozent glauben an Donald Trump, weitere vier Prozent waren sich noch nicht sicher. Unsere neue Frage der Woche finden Sie weiter unten.
Wir würden uns freuen, wenn Sie diese Mail weiterleiten und uns weiterempfehlen – den Link zum Gratis-Abo von greening USA finden Sie hier. Es lohnt sich auf jeden Fall: Wir kommen ab heute jede Woche. In der kommenden Ausgabe geht es um die Rolle der Medien im US-Wahlkampf und um ihre Klimaberichterstattung. In Folge 4 um die Attacken auf das Wahlrecht und um den Zusammenhang von Rassismus, Armut und Umweltverschmutzung.
Seit ein paar Tagen findet in New York in Partnerschaft mit den Vereinten Nationen die große Klimawoche statt. Veranstalter ist die Climate Group, ein Non-Profit-Netzwerk für den Klimaschutz. Geplant sind 600 Events in sieben Tagen, über die ganze Stadt verteilt. Hochkarätige Sprecherinnen und Sprecher aus Politik, Wirtschaft, Aktivismus und Wissenschaft treten auf. Die großen TV-Sender übertragen live. Donald Trump höchstselbst führt auf seinem Mountainbike eine Demo für die Mobilitätsrevolution in amerikanischen Städten an und die schmutzigsten fossilen US-Unternehmen verkünden ihr Ausstiegsprogramm aus Kohle, Öl und Gas.
Okay, das war jetzt ziemlich gelogen. Tatsächlich findet die New Yorker „Climate Week“ im Rest der USA in etwa so viel Aufmerksamkeit wie die US-Master’s im Minigolf. Die von einem erstaunlich klatschfreudigen Publikum bejubelte Rede, die US-Präsident Joe Biden vergangenen Dienstag im Rahmen der „Climate Week“ beim „Bloomberg Global Business Forum“ hielt, änderte daran wenig. Sie wurde bis zum Redaktionsschluss dieses Newsletters auf Youtube lediglich 5466 Mal abgerufen.
Dabei war sie durchaus hörenswert, gerade weil sie sich auf die großen Klima- und Umweltschutzambitionen bezog, mit denen Joe Biden 2020 zu den Wahlen angetreten war. Während Donald Trump die Klimakrise gern und oft als „Hoax“ (Fälschung) bezeichnet hat, habe er sich „gemeinsam mit Kamala Harris“ daran gemacht, die US-Klimapolitik wieder in die Spur zu bringen, sagte Biden. Heute sei das Land besser als jedes andere für eine saubere Energiezukunft gerüstet. Bis 2030 würden zudem dreißig Prozent der Land- und Wasserflächen unter Naturschutz gestellt. Die USA beanspruchten weltweit die „Führerschaft“ beim Klimaschutz, erklärte der Präsident und fügte hinzu: „Wenn wir nicht führen, wer zur Hölle tut es dann?“
Auf diesen etwas sehr sonnigen Blick auf die eigene Politik werden wir in den kommenden Folgen von greening USA noch zurückkommen. Immerhin hat die USA vergangenes Jahr mehr Öl produziert als jedes andere Land der Welt. Aber Joe Biden fand auch klare Worte, als es um den in den USA nicht immer so deutlich kommunizierten Zusammenhang zwischen Klimakrise und den vielen verheerenden Naturkatastrophen der jüngsten Vergangenheit ging. Waldbrände, Überflutungen, Hurrikane wie Helene, der gerade in Florida, Georgia und weiteren Südstaaten wütet, kosten Amerika Menschenleben und Milliarden. Die Wahrscheinlichkeit immer verhereenderer Extremwetterlagen steigt als Folge des Klimawandels deutlich an. Kamala und er, Joe Biden, hätten daher einen Plan vorgelegt, wie solchen Katastrophen künftig begegnet werden kann. Es gehe schließlich um das Überleben der „kommenden Generationen“.
DIE UMFRAGEN – WER LIEGT VORN?
Kamala Harris
49,3 Prozent
Donald Trump
46,5 Prozent
Mittelwert der „Poll of the Polls“ von New York Times, Economist und Realclearpolitics. Stand: 27. September 2024
Wie sich so ein Großfeuer anfühlen kann, hat Arndt Peltner schon mal am eigenen Leibe erlebt. Der Journalist vom Korrespondentennetzwerk weltreporter.net kam bei Recherchen für sein Deutschlandfunk-Radiofeature „Paradise on Fire“ in Susanville, Nordkalifornien, dem Feuer gefährlich nahe, überrascht von der Geschwindigkeit, mit der sich solche Brände inzwischen ausbreiten können. Da wird schon mal binnen einer Sekunde die Fläche eines ganzen Fußballfeldes vom Feuer gefressen, eine beinahe apokalyptische Erfahrung für den Reporter. Gerade Kalifornien, wo Peltner wohnt, war dieses Jahr schon sehr früh von solchen Feuern betroffen. Dazu kommt die enorme Hitze. In Palm Springs wurden Anfang Juli 51 Grad gemessen. Im Juni herrschten auf einem Prozent der Landesfläche des US-Bundesstaates ungewöhnliche Trockenheit, jetzt sind es bereits siebzig. Für die eigentliche Waldbrandsaison, die dieser Tage beginnt, befürchten Expertinnen und Experten daher das Schlimmste. Peltner hat für atmo mit einem erfahrenen Brandspezialisten sowie einer -spezialistin gesprochen, die die Situation in den Nationalparks im Westen der USA im Auge behalten. Einfache Antworten gibt es da nicht und die Traditionen der amerikanischen Ureinwohner sind eine gute Inspiration. Aber lesen Sie selbst!
Herzlichst
Fred Grimm, atmo-Redaktion
Sie möchten mehr fundierte Recherchen zu Umwelt-, Klima- und Naturschutz lesen? Dann unterstützen Sie atmo – das neue unabhängige Umweltmagazin vom Team des ehemaligen Greenpeace Magazins. Damit atmo Anfang 2025 erscheinen kann, brauchen wir bis Dezember 17.000 Abos. Seien Sie dabei!
„Die Feuer werden immer größer“
Christina Boehle und Calvin Farris vom „National Park Service Pacific West Region“ (NPS) wissen alles über die stark zunehmenden Waldbrände in den USA und wie sie bekämpft werden müssen. Arndt Peltner von Weltreporter.net sprach für atmo mit ihnen über immer neue Rekordfeuer und die vergessenen Weisheiten der amerikanischen Ureinwohner.
Die „Fire Season“ in den USA hat in diesem Jahr gerade im Westen des Landes wieder besonders früh und stark gewütet. Wie sieht es insgesamt in den Nationalparks aus?
Christina Boehle: Wir hatten über Kalifornien hinaus Feuer im Great Smoky Mountains Nationalpark in Tennessee und North Carolina und im Badlands Nationalpark in South Dakota. Aber es geht nun in den Herbst, in die eigentliche „Fire Season“. Da kann es sowohl im Osten als auch im Westen der USA heftig brennen.
Calvin Farris: Im Oktober, November treten in Südkalifornien die sogenannten „Santa Ana Winde“ auf, die zu großen Feuern führen. In Kalifornien haben wir viele verschiedene Ökosysteme, das bedeutet, wir haben es mit einer Vielfalt an Feuerregimen - Muster, Häufigkeit und Intensität – zu tun. Es ist wärmer geworden, die Wälder trockener. In den letzten Jahren gab es einige der größten Feuer in der Geschichte Kaliforniens. Normalerweise kamen im November größere Regenfronten, aber die blieben aus. Dazu kommt, dass wir im Westen viele invasive Arten haben. In der Mojave-Wüste und in vielen der Graslandschaften im Central Valley findet man jetzt exotische Gräser, die es vorher dort nicht gab. In einem feuchtem Jahr wächst besonders viel Gras. Dann kann man davon ausgehen, dass das folgende und das darauf folgende Jahr heftige Brandjahre werden. Die Atmosphäre ist etwas trockener geworden, was dazu führt, dass diese Feuer sich schneller ausbreiten. Wir haben zwar im Jahr etwa die gleiche Anzahl an Feuern, aber sie werden immer größer.
Sehen Sie das als deutliches Zeichen des Klimawandels?
Farris: Es ist eine Kombination aus mehreren Faktoren. Der Klimawandel ist dabei eine große und nicht zu übersehene Kraft. Er verschärft das alte Problem mit dem massiv wachsenden Unterholz und der Überwucherung in einigen Gegenden. Das Ganze hat vor mehr als einem Jahrhundert begonnen, als man damit anfing, Feuer schnellstmöglich zu löschen.
Boehle: Einige der frühen Pioniere, die in den Westen, insbesondere nach Kalifornien, kamen, beschrieben in ihren Aufzeichnungen eine parkähnliche Umgebung. Die wurde durch gezielte kleine Feuer von den amerikanischen Ureinwohnern so geschaffen. Als die Siedler anfingen, die Feuer zu unterdrücken, gab es in der Folge immer mehr Unterholz und ausgetrocknete Grasflächen, das sind ideale Brennstoffe.
Farris: Ich schließe da noch einen dritten Faktor an, die wachsenden Bevölkerungszahlen in entlegenen Gegenden. Damit steigt die Gefahr für von Menschen verursachte Brände, die nicht schnell genug bekämpft werden können.
Wie sieht die Präventionsarbeit durch den NPS aus?
Boehle: Bei uns gibt es kaum Mitarbeiter, die sich nur auf Feuerprävention spezialisiert haben. Aber wir bereiten uns vor. Da sind unsere Ranger, die mit den Besuchern sprechen, Campingplätze und offene Feuerstellen überwachen, und die bei Brandgefahr auch mal schnell eingreifen können. Die meisten Feuer werden durch Menschen oder menschliches Versagen ausgelöst, in Kalifornien betrifft das neunzig Prozent. Wenn wir diese Brände reduzieren können, sind wir schon mal um einiges weiter. Bei den Feuern, die durch Blitzeinschlag entstehen, müssen wir das brennbare Material auf den Böden reduzieren, damit die Flammen sich nicht schnell ausbreiten können.
Durch Berichte über den National Forest Service habe ich gelernt, dass es so etwas wie die „10-Uhr-Regel“ in der Brandbekämpfung gibt. Die besagt, dass alle Brände mit allem, was zur Verfügung steht, bis zum nächsten Morgen um 10 Uhr bekämpft werden müssen. Gilt das noch immer?
Farris: Wir gehen heute ganz anders mit Bränden um. Die 10-Uhr-Regel, jedes Feuer sofort anzugreifen, war einfach nicht mehr praktikabel. Ein Großteil der Flächenbrände sind heute Waldbrände. Dabei ist so viel an Infrastruktur und Gebäuden in Gefahr, dass die Brände in den Parks und im Hinterland manchmal nur noch eine geringe Priorität haben. Niemand will die Einsatzfahrzeuge in der Wildnis sehen, wenn woanders Häuser brennen und Menschen gefährdet sind. Selbst wenn wir in den Nationalparks ein Feuer haben, das wir bekämpfen, lassen wir es kontrolliert ausbrennen. Wir müssen heute mehr und größere Brände mit weniger Ressourcen bewältigen und mehr von dem anwenden, was wir indirekte Unterdrückungsstrategien nennen.
Boehle: Im Grunde genommen versuchen wir, ein Feuer zu isolieren. Wir erstellen Begrenzungslinien, in denen man das Feuer halten kann, um danach einen Plan zu erstellen, wie man das brennbare Material zwischen dem Hauptfeuer und den eigenen Begrenzungslinien reduzieren oder entfernen kann.
Farris: Wenn Brände gewaltig sind oder in abgelegenem Gelände entstehen, steht die Sicherheit der Feuerwehrleute und der Communities immer an erster Stelle.
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der zehn größten Feuer aller Zeiten in Kalifornien brannten in den Jahren seit 2017. Ein deutliches Indiz dafür, wie der
Klimawandel die Gefahr steigen lässt.
Ende 2017 gab es im südkalifornischen Ojai das Thomas Fire, damals das das größte in der Geschichte Kaliforniens. Heute taucht es nicht mal mehr in den Top Ten der schlimmsten Feuer aller Zeiten auf.
Farris: Ich habe in meiner Karriere schon etliche Großfeuer erlebt. Ich erinnere mich an das „Rim Fire“ 2013 im Yosemite Nationalpark, das war das bis dahin größte, das wir je hatten. Im Rückblick wirkt es so wie ein kleiner Waldbrand. Wenn man sich die Liste ansieht, dann sind das Brände der letzten fünf bis sechs Jahre. Man kann sehen, dass es seit 2001 immer schlimmer geworden ist. Als ich in den späten Achtzigerjahren im Lassen National Forest anfing, hieß es, da gibt es keine Brände, da wird es keine Action geben. Jetzt hatten wir dort das größte Feuer in der Geschichte Kaliforniens.
Müssen wir also einfach akzeptieren und lernen, mit diesen gewaltigen Feuern zu leben?
Boehle: Die Städte rücken immer mehr an die Wildnis heran. Also müssen wir lernen, mit dieser Situation zu leben. Aber kontrollierte Gegenbrände bei Großfeuern reichen da nicht aus. Wir müssen intelligenter bauen und die Infrastruktur – seien es Stromleitungen oder Häuser – besser an die Waldbrandgefahr anpassen.
„Ich erinnere mich an das 'Rim Fire' 2013 im Yosemite Nationalpark, das war das bis
dahin größte, das wir je hatten. Im Rückblick wirkt es wie ein kleiner Waldbrand.“
Calvin Farris
Wie genau?
Boehle: Wir haben herausgefunden, dass es nicht unbedingt die gewaltige Feuerfront ist, die Häuser niederbrennt, sondern die Glut, die mit dem Wind auf die Dächer getragen wird. Funken können bei den heftigen Winden bis zu einer Meile weit entfernt getragen werden. Neue Bauvorschriften sind also sehr wichtig, wenn es darum geht, wie Brände eingedämmt werden können, z.B. die Verwendung etwa von feuerfesten Ziegeln statt Holzplatten für den Hausbau und die Dächer. Wichtig sind auch größere Sicherheitsabstände zu den Bäumen.
Farris: Müssen wir damit leben? Ich habe in meinen Jahren beim NPS viel über die verschiedenen Ökosysteme gelernt, auch die, die durch von uns gelegte Feuer wiederhergestellt wurden. Ich arbeite jetzt an einem Projekt im Saguaro National Park und im Gila National Forest, wo die Feuergefahr wieder auf ein normales Level gebracht wurde. Aber es ist und bleibt eine Herausforderung. Auch ohne den Klimawandel haben die Brände zugenommen und hätten sich durch all das Wachstum des Unterholzes vermehrt. Jetzt haben wir das schlimmste aller Szenarien. Den Klimawandel plus unglaublich viel „fuel“.
Immer mehr, immer intensivere Feuer kosten immer mehr Geld. Gehen diese Beträge eigentlich vom Budget der Nationalparks ab?
Boehle: Die Bekämpfung von Waldbränden wird durch das „Office of Wildland Fire“ des Innenministeriums bezahlt. Zwischen 2021 und 2024 wuchs das „Wildland Fire Management Budget“ von 993 Millionen US Dollar auf 1,73 Milliarden US Dollar. Für das Jahr 2025 wurden sogar 1,90 Milliarden Dollar beantragt. Das läuft aber unabhängig von unserem Etat. Das Budget des National Park Service wird vom Kongress festgesetzt.
Die amerikanischen Nationalparks sind in der ganzen Welt berühmt. Fürchten Sie eigentlich, dass es damit bald vorbei sein kann, wenn es mit den Feuern so weiter geht?
Boehle: Nein. Wir vom National Park Service machen viel, um sicherzustellen, dass unsere Parks widerstandsfähig sind und bleiben. Wir haben erst vor ein paar Wochen unseren 108. Geburtstag gefeiert und hoffen, dass man auch in hundert Jahren in der Lage sein wird, die historischen Gedenkstätten und Landschaften zu sehen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Der 1916 gegründete National Park Service (NPS) ist eine dem Innenministerium unterstellte Bundesbehörde. Sie verwaltet 63 Anlagen in den USA, darunter vor allem einzigartige Landschaften, aber auch historische Stätten, Nationalmonumente und dergleichen. Beim NPS arbeiten 20.000 Menschen, über 300 Millionen jährliche Besucher werden in den Parks gezählt. Als Donald Trump 2017 die Macht übernahm, ließ er die vakant gewordene Stelle des NPS-Direktors unbesetzt. Erst unter Joe Biden wurde 2021 wieder ein oberster Leiter berufen. Mit Charles F. Sams kam erstmals ein Nachfahre amerikanischer Ureinwohner ins Amt.
AUFGELESEN
Andrea Junker ist ihren 272.000 Follower:innen auf X unter dem Namen Strandjunker bekannt. Für uns kommentiert sie den US-Wahlkampf und stellt aktuelle Fundstücke zusammen. Diesmal im Mittelpunkt: Trumps desaströse TV-Debatte mit Kamala Harris.
Hurricane Helene is going to devastate Florida and the Southeast, as a Category 3+ storm. Meanwhile, Donald Trump’s Project 2025 would:
- cut FEMA (Anm.: Die nationale Katastrophenhilfe)
- kill the National Weather Service
- kill federal-backed flood insurance
- kill emergency disaster funding for state/local govts
Tristan Snell @TristanSnell
Americans have too many real life concerns to spend the next four years babysitting Donald Trump every day with this foolishness.
Keith Boykin @keithboykin
They did this to Jews. They did this to Hawaiians. They did this to Italians. They did this to Irish. They are doing it again. They have no ideas for you to lower costs, to give you opportunity, to preserve your freedoms. So they are going to their happy place, which is racism.
Brian Schatz @brianschatz
Alexandria Ocasio-Cortez (@AOC): „I am tired of hearing from people who cannot point out Venezuela, Colombia, Ecuador, Guatemala on a map telling us how to mitigate the millions seeking refuge.“
Acyn @Acyn
Harris supports democratic Ukraine. Trump supports autocratic Russia.
Michael McFaul @McFaul
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Folge 1: Katzen, Spott und eine Erfolgsgeschichte 🐈
DER ATMO-NEWSLETTER ZUR WAHL
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Der Pop-up-Newsletter von atmo stellt sich vor ••• Eine TV-Debatte, wie es sie noch nie gab ••• Die Klimaschutzbilanz der Regierung Biden
Liebe Leserinnen und Leser,
herzlich Willkommen zur ersten Folge von greening USA, dem atmo-Newsletter zur Präsidentschaftswahl. Mit solchen „Pop-up-Newslettern“ möchten wir künftig ausgesuchte Großereignisse journalistisch begleiten. Folge 1 von greening USA erhalten Sie, weil Sie sich für den Newsletter des atmo-Magazins und/oder für ein Abonnement angemeldet haben. Sollten Sie greening USA weiter beziehen wollen, melden Sie sich bitte unbedingt hier an.
Am 5. November geht es in den USA nicht nur um das Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump. Auch über die Abgeordneten des Repräsentantenhauses und über einen Teil des Senats wird abgestimmt. Die Ergebnisse entscheiden darüber, ob die USA weiter ein möglicher Partner für den internationalen Klima- und Umweltschutz bleibt.
In der Nacht zum vergangenen Mittwoch trafen Kamala Harris und Donald Trump zu ihrem ersten Fernsehduell aufeinander und wahrscheinlich haben auch Sie mitbekommen, mit welchen Geschichten der Ex-Präsident dort aufwartete. Von den Migranten, die den Bewohnern von Springfield, Ohio, die Katzen und Hunde wegstehlen würden, um sie zu essen, bis zu Babys, die in von Demokraten regierten Bundesstaaten gleich nach der Geburt „exekutiert“ werden dürften, reichten die Horrorstorys – beide von den souveränen Moderator:innen des Senders ABC immerhin sofort mit Fakten entkräftet. Die angebliche Abkehr Deutschlands von der Energiewende, die Trump als Beispiel dafür anbrachte, dass es ohne fossile Energieträger nun mal nicht gehe, konterte das Auswärtige Amt wenige Stunden später mit einem spöttischen Post auf X. Politiker von CDU und CSU, die sich noch immer nicht recht vom republikanischen Präsidentschaftskandidaten distanzieren mögen, reagierten empört.
Das Wort „Klimawandel“ wurde von den Kandidat:innen in der Fernsehdebatte übrigens nur ein einziges Mal ausgesprochen und zwar von Kamala Harris. „Umwelt“ tauchte lediglich in einer Frage auf. Dabei sind die USA gleich hinter China der größte Klimasünder weltweit und seit Jahren auch immer stärker durch Dürre, Waldbrände und Überflutungen von den Folgen der Klimakrise betroffen.
Immerhin hat die Regierung von Präsident Joe Biden mit dem etwas irreführend benannten „Inflation Reduction Act“ ein gewaltiges Gesetzespaket auf den Weg gebracht, das dem Ausbau von grüner Energie und Elektromobilität einen gewaltigen Schub verschafft. Unser heutiges Interview mit Klimaschutzexpertin Amanda Levin beschreibt eine amerikanische Erfolgsgeschichte, die im Wahlkampf eher selten erzählt wird.
Mit atmo wollen wir daher in den kommenden Wochen unsere Themen aus dem Bereich des Klima- und Umweltschutzes gezielt in den Blick nehmen: Welchen Einfluss hat die Öl- und Gasindustrie auf den Wahlkampf? Wie engagieren sich junge Klimaaktivist:innen? Wie begegnet das Land den Herausforderungen durch die zunehmenden Naturkatastrophen? Wie hängen Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung und Rassismus zusammen? Außerdem werden wir darüber berichten, wie immer restriktivere Wahlgesetze und teils offene Manipulationen in einzelnen US-Bundesstaaten diese Wahlen zu einer echten Herausforderung für die amerikanische Demokratie machen. Aber auch dazu mehr in den kommenden Ausgaben von greening USA, die Sie hier kostenlos bestellen können.
DIE UMFRAGEN – WER LIEGT VORN?
Kamala Harris
48,9 Prozent
Donald Trump
46,3 Prozent
Mittelwert der „Poll of the Polls“ von New York Times, Economist und Realclearpolitics. Stand:14. September 2024
Wir freuen uns sehr, dass wir bei diesem Newsletter mit drei großartigen Journalist:innen vom Korrespondentennetzwerk Weltreporter.net zusammenarbeiten dürfen, die seit längerem vor Ort leben. Sie führen für uns Interviews mit amerikanischen Politik-, Klima- und Umweltschutz-Expert:innen und versorgen uns mit Wissenswertem aus dem Wahlkampf. Kerstin Zilm war als Korrespondentin in der US-Hauptstadt Washington tätig und wurde 2003 Leiterin des ARD-Hörfunkstudios an der amerikanischen Westküste. Sie lebt in Los Angeles. Der Wissenschaftsjournalist Christoph Drösser, der das Interview für diese Ausgabe von greening USA geführt hat, dürfte vielen als preisgekrönter Buchautor („100 Kinder“) und Kopf hinter der Zeit-Kolumne „Stimmt’s?“ bekannt sein. Er lebt seit zehn Jahren in San Francisco. Arndt Peltner, ebenfalls erfahrener Journalist mit eigener nicht-kommerzieller Radiosendung („Radio Goethe“), hat in Oakland seine neue Heimat gefunden. Er arbeitet seit 1996 als freier US-Korrespondent. Seine Reportage „Trumps Todeszaun” über die Grenzregion zwischen Mexiko und den USA in Arizona erschien im Greenpeace Magazin 4.24. Ebenfalls mit ihm Team ist Andrea Junker, eine langjährige Mitarbeiterin des Greenpeace Magazins, die als „Strandjunker“ auf Twitter alias X mit ihren Beobachtungen und Fundstücken aus der amerikanischen Politik eine riesige Gefolgschaft angesammelt hat. Machen Sie sich also bis zum Wahltag auf einiges gefasst! Wir freuen uns auf Sie und Ihr Feedback.
Herzlichst
Fred Grimm, atmo-Redaktion
Sie möchten mehr fundierte Recherchen zu Umwelt-, Klima- und Naturschutz lesen? Dann unterstützen Sie atmo – das neue unabhängige Umweltmagazin vom Team des ehemaligen Greenpeace Magazins. Damit atmo Anfang 2025 erscheinen kann, brauchen wir bis Dezember 17.000 Abos. Seien Sie dabei!
„Die erfolgreichste Regierung, die wir je hatten“
Amanda Levin ist Direktorin für Politikanalyse beim Natural Resources Defense Council (NRDC), einer der ältesten und größten Umweltorganisationen der USA. Drei Millionen Spenderinnen und Spender finanzieren die Arbeit von mehr als 700 Wissenschaftleri:nnen und Jurist:innen. Levin leitet die wissenschaftliche Abteilung. Christoph Drösser sprach mit ihr über den Stand der Klimaschutzpolitik in den USA und eine selten erzählte Erfolgsbilanz.
Als Präsident Joe Biden 2020 antrat, versprach er, mehr für den Klima- und Umweltschutz zu tun. Wie fällt die Bilanz seiner Regierungspolitik aus?
Der im August 2022 verabschiedete Inflation Reduction Act (IRA) ist ein monumentales Gesetzespaket, das Hunderte Milliarden Dollar als Anreiz für saubere Energietechnologien und eine klimafreundliche Produktion bereitstellt. Es ist auch weltweit eines der wichtigsten Klimagesetze. Noch ist es nicht vollständig umgesetzt, aber der IRA und die Verordnungen zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen aus dem Energiesektor, aus Fahrzeugen und aus der Öl- und Gasindustrie werden die Klimabilanz der USA in den nächsten Jahrzehnten erheblich verbessern. Neue Analysen legen nahe, dass die Vereinigten Staaten ihre Treibhausgasemissionen gegenüber 2005 um bis zu 43 Prozent bis zum Jahr 2030 und bis 2035 um bis zu 56 Prozent verringern werden. Das ist ein beispielloser Fortschritt, der noch vor wenigen Jahren unvorstellbar war. Vor der Verabschiedung des IRA lagen wir eher bei einer Reduzierung um 24 Prozent bis 2030.
Beim IRA geht es nicht um Subventionen wie in Europa üblich, sondern um Steuergutschriften. Die Menschen und Firmen müssen also erst in den Klimaschutz investieren, bevor sie diese Steuergutschriften erhalten. Machen genügend Unternehmen und Haushalte von dem Angebot Gebrauch?
Der größte Teil, etwa 180 der geschätzten 369 Milliarden, die insgesamt von der US-Regierung ausgegeben werden sollen, sind Steuergutschriften für Wind- und Solaranlagen, aber es sind auch Zuschüsse, Kreditbürgschaften und andere Hilfen für Investitionen in erneuerbare Energien enthalten. Die Programme sind auf eine Laufzeit von zehn Jahren und mehr ausgelegt, aber schon jetzt wurden die Erwartungen weitgehend erfüllt oder übertroffen. In den vergangenen zwei Jahren beliefen sich allein die Investitionen in saubere Energietechnologien und saubere Produktion auf insgesamt 493 Milliarden Dollar, das entspricht einem Anstieg von siebzig Prozent gegenüber den Investitionen vor dem IRA. Dabei beliefen sich die Regierungsausgaben für Steuergutschriften, Zuschüsse und Darlehensbürgschaften auf 78 Milliarden Dollar, die privaten Investitionen auf das Fünf- bis Sechsfache.
Wo hat das Gesetz die größten Wirkungen entfaltet?
Die größten Verbesserungen gab es im Bereich der sauberen Energieerzeugung. Im letzten Quartal wurden in den USA 64 Prozent mehr für die Herstellung sauberer Energien ausgegeben als für die Öl- und Gasproduktion. Auch bei den Investitionen in die Herstellung von Elektrofahrzeugen stehen die USA jetzt an erster Stelle und haben China offiziell überholt.
Wie beliebt sind Elektroautos in den USA?
Etwa neun Prozent aller in den Vereinigten Staaten verkauften Pkw sind elektrisch, gegenüber zwei Prozent im Jahr 2020.
Der Anteil ist nur halb so hoch wie in Europa.
Ja, aber wir sind auch bei einem sehr niedrigen Prozentsatz gestartet. Prognosen von Bloomberg New Energy Finance zufolge machen Elektroautos im Jahr 2032 mehr als die Hälfte aller Verkäufe aus.
30%
ihrer Kosten können Hausbesitzende in den USA seit 2022 für die Anschaffung von Solarpanels, kleinen Windturbinen, Energiespeichern oder die klimafreundliche Sanierung der Gebäude von der Steuer absetzen.
Gibt es Bereiche, in denen das Gesetz nicht funktioniert?
Bei der sauberen Elektrizität, insbesondere den Batteriespeichern für das Stromnetz, ist noch viel zu tun. Wind- und Solarkraftwerke sowie die Speichertechnik umfassen mehr als 94 Prozent aller Projekte, die in diesem Jahr ans Netz gehen sollen. Doch noch fehlen viele Genehmigungen für Übertragungsnetze, um den sauberen Strom auch ins Netz zu bringen. Da gibt es noch einiges zu tun.
„Im letzten Quartal wurden in den USA
64 Prozent mehr für die Herstellung sauberer Energien ausgegeben als für die Öl- und Gasproduktion.“
Amanda Levin
Die Regierung hat Zahlen über die Erfolge des IRA veröffentlich, natürlich nur positive. Sie führen Ihre eigenen Berechnungen durch. Wie gehen Sie dabei vor?
Der NRDC verwendet das sogenannte Integrierte Planungsmodell (IPM), das von der US-Umweltschutzbehörde EPA und vielen Bundesstaaten zur Bewertung der Auswirkungen umweltpolitischer Maßnahmen eingesetzt wird. Wir haben zum Beispiel berechnet, dass die Emissionen im Energiesektor bis zum Ende dieses Jahrzehnts um fast zwei Drittel stärker sinken werden, als wir 2022 prognostiziert haben.
Der IRA hat, wie Sie sagten, eine Perspektive bis zum Jahr 2030 und vielleicht darüber hinaus. Wie weit könnte eine neu gewählte Regierung von diesen neuen Umweltgesetzen abrücken? Wie viel ist bereits heute unumkehrbar – etwa beim Bau von Batteriefabriken oder der Entscheidung von Autofirmen, ab 2035 nur noch Elektroautos anzubieten?
Ein großer Teil des Geldes ist bereits geflossen. Sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen nutzen die Steuergutschriften – für die Anschaffung von Wärmepumpen über Elektrofahrzeuge bis hin zum Bau neuer Solar- und Windkraftanlagen. Die nächste Regierung könnte immer noch einige Bestimmungen zurücknehmen. Aber ich denke, das wird auch eine Frage der politischen Opportunität sein, einige dieser Programme sind wirklich populär. Insbesondere die Produktion sauberer Energie wird vor allem in den von den Republikanern regierten Bundesstaaten gefördert und hat dort für ein starkes Wirtschaftswachstum und neue Arbeitsplätze gesorgt.
Der IRA fördert bevorzugt strukturschwache Regionen, in denen zum Beispiel früher Kohle abgebaut wurde. Wenn eine neue Regierung in Washington das zurücknehmen will, könnte sie also Probleme mit ihren eigenen Parteifreunden in diesen Staaten bekommen?
Genau. Um Ihnen einen Eindruck zu vermitteln: Bei den Pro-Kopf-Investitionen in saubere Energie liegt Wyoming mit bislang 3762 Dollar pro Person an der Spitze, gefolgt von Nevada, Kalifornien, Arizona und Tennessee. Das größte Wachstum bei den Erneuerbaren haben Tennessee, Kentucky, Nevada, Michigan und Kansas, wo überwiegend Republikaner regieren und davon profitieren.
Ich habe einige Straßeninterviews durchgeführt und die Leute gefragt: Können Sie mir sagen, was der IRA ist? Und neun von zehn sagten entweder „Ich habe keine Ahnung“ oder gaben eine falsche Antwort. Und wenn ich mir den aktuellen Wahlkampf anschaue, dann sprechen die Demokraten, wenn sie über den IRA reden, darüber, dass die die Menschen weniger für ihr Insulin bezahlen müssen. Das ist auch wichtig, aber es ist nicht der Hauptschwerpunkt des Gesetzespakets. Warum reden die Regierung, die Demokraten oder auch die Umweltorganisationen nicht mehr über den Klimaaspekt?
Ich kann nicht für die Regierung oder die Demokraten sprechen. Wir geben Informationsblätter heraus und politische Stellungnahmen. Für uns steht jedenfalls fest: Das ist die fürs Klima erfolgreichste Regierung, die wir je hatten.
Wenn Sie einen Wunschzettel für die nächste Regierung hätten – was wären die nächsten Schritte, um diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben?
Viele Menschen halten es für einen Selbstläufer, dass die sinkenden Kosten für Wind-, Solar- und Batterietechnologien zu dem sauberen Energienetz führen werden, das wir wollen und brauchen. Aber es sind noch andere Elemente nötig. Insbesondere brauchen wir politische Maßnahmen und Gesetze, die Hindernisse bei der Stromübertragung beseitigen. Sauberer Strom ist bereits wirtschaftlich, jetzt müssen wir die Infrastruktur und das saubere Netz aufbauen, die regenerative Energien verlässlich und resilient machen. Und wir müssen die Emissionen bei bestehenden Gaskraftwerken begrenzen. Es muss noch mehr getan werden, um die Klimaschutzverpflichtungen zu erfüllen, die die USA auf internationaler Ebene eingegangen sind. halten es für einen Selbstläufer, dass die sinkenden Kosten für Wind-, Solar- und Batterietechnologien zu dem sauberen Energienetz führen werden, das wir wollen und brauchen. Aber es sind noch andere Elemente nötig. Insbesondere brauchen wir politische Maßnahmen und Gesetze, die Hindernisse bei der Stromübertragung beseitigen. Derzeit warten mehr erneuerbare Energien darauf, ans Netz angeschlossen zu werden, als Stromkapazitäten vorhanden sind. Sauberer Strom ist bereits wirtschaftlich, jetzt müssen wir die Infrastruktur und das saubere Netz aufbauen, die regenerative Energien verlässlich und resilient machen. Und wir müssen die Emissionen bei bestehenden Gaskraftwerken begrenzen. Es muss noch mehr getan werden, um die Klimaschutzverpflichtungen zu erfüllen, die die USA auf internationaler Ebene eingegangen sind.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das National Resources Defense Council (NRDC) wurde im Jahr 1970 gegründet, um umweltschädliche Industrie- und Regierungsprojekte mit juristischen Mitteln zu bekämpfen. Dafür erarbeitet es wissenschaftliche Studien, berät Politik und Behörden, analysiert und bewertet. Als gemeinnützige Organisation darf das NRDC nicht zur Wahl bestimmter Kandidat:innen aufrufen. Der NRDC Action Fund dagegen ist eine spendenfinanzierte Lobbygruppe, die bei den kommenden Präsidentschaftswahlen die Wahl von Kamala Harris unterstützt.
AUFGELESEN
Andrea Junker ist ihren 272.000 Follower:innen auf X unter dem Namen Strandjunker bekannt. Für uns kommentiert sie den US-Wahlkampf und stellt aktuelle Fundstücke zusammen. Diesmal im Mittelpunkt: Trumps desaströse TV-Debatte mit Kamala Harris.
Trump just now claimed that rising sea levels from the climate crisis is a good thing because it will create more beachfront property. He has no comprehension of reality.
Robert Reich @RBReich
Like it or not: Germany’s energy system is fully operational, with more than 50% renewables. And we are shutting down — not building — coal & nuclear plants. Coal will be off the grid by 2038 at the latest. PS: We also don’t eat cats and dogs. #Debate2024
GermanForeignOffice @GermanyDiplo
ABC fact-checked Trump more often than Harris for the same reason that the police arrested Al Capone more often than Amelia Earhart.
Mark Jacob @MarkJacob16
No 2nd Trump/Harris debate. I guess Trump decided one ass-kicking was enough.
Stephen King @StephenKing
Following Taylor Swift’s endorsement of Kamala Harris, there has been a „400% or 500% increase“ in voter registration — between 9,000-10,000 people per hour, according to data firm TargetSmart. „It’s really unlike anything I’ve seen,“ says TargetSmart senior adviser Tom Bonier.
CBS News @CBSNews
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greeningusa@atmo-magazin.de
🇺🇸 America? Planet earth first! 🌎
Im vorherigen atmo-Newsletter hat Ihnen mein Kollege Wolfgang Hassenstein von der „emotionalen Achterbahnfahrt“ während der Arbeit an der Abschiedsausgabe des Greenpeace Magazins erzählt, die viele von Ihnen in den kommenden Tagen im Briefkasten finden werden. Ich finde, es hat sich gelohnt, sie ist wirklich gelungen! Wenn Sie zu den Abonnierenden der letzten Stunde gehören, schreiben Sie uns gern, ob es auch in Ihren Augen ein würdiger Abschied geworden ist.
Ich möchte mich kurz vorstellen, einige von Ihnen kennen mich womöglich, weil ich seit 2019 als Redakteur für das Greenpeace Magazin gearbeitet habe. Mein Name ist Fred Grimm, ich gehöre zur Gruppe der aktiven Unterstützenden rund um atmo und bleibe als Autor dabei.
US-Wahlen im atmo-Fokus
Wir haben uns überlegt, wie wir Sie bis zum Erscheinen der ersten atmo-Ausgabe Anfang 2025 weiter journalistisch versorgen können. In einer ersten Umfrage haben viele von Ihnen für Genügsamkeit als erstes atmo-Thema gestimmt. Daran arbeiten wir!
Aus aktuellem Anlass macht nun greening USA den Anfang: ein „Pop-up“-Newsletter, der speziell zur US-Wahl achtmal erscheint und den wir gerade in Zusammenarbeit mit dem renommierten Korrespondentennetzwerk weltreporter.net für Sie vorbereiten.
Kerstin Zilm, Arndt Peltner und Christoph Drösser möchten Sie ab dem kommenden Sonntag gemeinsam mit mir darüber informieren, was die Wahlen am 5. November für den Klima- und Umweltschutz bedeuten – nicht nur in den USA, sondern weltweit. Wie wollen Kamala Harris und Donald Trump die ökologischen Herausforderungen angehen – oder auch nicht? Wie läuft das gigantische Transformationsprojekt der Biden-Regierung, mit Subventionen und Steuernachlässen den Ausbau der Erneuerbaren, den Umstieg auf eine klimafreundliche Mobilität und den Kampf gegen Luft- und Wasserverschmutzung voranzubringen? Was kann Europa womöglich von den USA lernen? Wie sehen amerikanische Klimaaktivistinnen und -aktivisten die aktuelle Politik?
greening USA: Das erwartet Sie
greening USA wird Sie, wenn Sie mögen, mit aktuellen Informationen zu diesen und anderen Themen versorgen. Jede Ausgabe enthält ein großes Interview mit hochkarätigen Gesprächspartnerinnen und -partnern aus Wissenschaft, Aktivismus, Medien und Politik. Ein kleiner Social-Media-Rückblick mit aufrüttelnden, bizarren oder einfach nur lustigen Fundstücken rundet den Newsletter ab.
Die erste Ausgabe schicken wir Ihnen am Sonntag zum Reinschnuppern einmalig über diesen Verteiler zu. Wenn Sie auch die weiteren Folgen lesen möchten, melden Sie sich bitte aktiv für greening USA hier an.
Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind – und erst recht, wenn Sie diesen Newsletter an interessierte Freundinnen und Bekannte weiterleiten, sodass möglichst viele davon erfahren!
Beste Grüße und herzlichen Dank
Fred Grimm für das gesamte atmo-Team
PS: Sie möchten, dass atmo Wirklichkeit wird? Damit das gelingt, brauchen wir 17.000 Abonnements! Seien Sie dabei: Falls noch nicht geschehen, schließen Sie ein Abo ab oder registrieren Sie sich für unseren Newsletter auf atmo-magazin.de. Leiten Sie diese Mail sehr gern weiter und verbreiten Sie unsere Botschaft! Hier haben wir dafür ein paar Textbausteine vorbereitet.
Halbzeit (noch 700 Abos in Etappe 1!) ⚽
Vor zwei Wochen haben wir unsere Abo-Etappe Eins begonnen, um atmo auf die Startrampe zu helfen. Seitdem haben 2300 Menschen atmo vorbestellt. Vielen Dank!
Wir brauchen bis Ende des Jahres mindestens 17.000 Abos, um unser neues, unabhängiges Umweltmagazin zu finanzieren. Bis Mitte Juli wollen wir die ersten 3000 schaffen – Abo-Etappe Eins. Bekommen wir die 3000 zusammen, ist das ein starkes Signal für uns weiterzumachen. Aktuell fehlen noch 700.
Warum wir gerade so viele E-Mails schicken
Dieser Newsletter geht an mehr als 4.500 Menschen, von denen viele auch das Greenpeace Magazin abonniert haben. Unsere Hoffnung: Wenn alle diese Menschen, also Sie, ebenso große Fans eines guten Umweltmagazins sind wie wir, werden sie auch atmo abonnieren. Bislang geht unsere Rechnung auf.
Kaum ist ein Newsletter raus, gehen bei uns viele neue Abo-Vorbestellungen ein. Das ist großartig! Danke! Und es ist wichtig. Denn ohne Abo wird es atmo nicht geben. Jedes Mal, wenn wir daran erinnern, geht die Kurve nach oben – eine Berg- und Talfahrt:
Und weil wir zwischen den Tälern viele Gipfel brauchen, um unser Ziel zu erreichen, versenden wir gerade so viele Mails. Daher unsere Bitte: Wenn Sie noch nicht dabei sind, geben Sie sich einen Ruck – machen Sie atmo möglich!
Was atmo eigentlich kostet
Das verraten wir gern. Sie haben die Wahl:
- Das Basis-Abo gibt’s für 75 Euro im Jahr, also 6,25 Euro im Monat. Dieser Betrag macht atmo möglich und unterstützt unabhängigen Umweltjournalismus. 70 Euro, wenn’s „nur“ digital sein soll.
- Das Förder-Abo kostet 100 Euro im Jahr, also rund 8,30 Euro im Monat. Damit verschaffen Sie uns zusätzlichen Spielraum für Recherchen und neue Formate und fördern Abos für Menschen mit kleinem Budget. 100 Euro kostet auch die digitale Förder-Variante.
- Das Alle-Dabei-Abo kostet 45 Euro im Jahr, also 3,75 Euro im Monat. Es ist gedacht für Menschen in Ausbildung, mit schmaler Rente und geringem Einkommen. Denn wir möchten, dass alle dabei sein können.
Wir buchen natürlich nur ab, wenn atmo wirklich erscheint.
Übrigens möchten wir uns an dieser Stelle bei allen bedanken, die uns gerade ganz praktisch unter die Arme greifen. Denn wir, das sind nicht nur die sieben Menschen auf dem Foto oben (von links nach rechts: Thomas Merten, Bettina Rosenow, Frauke Ladleif, Wolfgang Hassenstein, Katja Morgenthaler, Peter Lindhorst, Andrea Wohlers), das sind auch viele Menschen, die uns ihre Zeit und ihr Wissen schenken: Expertinnen und Experten aus Medien und Umweltschutz und Engagierte, die ehrenamtlich mithelfen, weil sie wollen, dass wir das schaffen – gemeinsam. Danke! Kein atmo ohne Euch.
Und vielen Dank auch an alle, die bis hierher gelesen haben. Das war der Zwischenstand zur Halbzeit von Abo-Etappe Eins. Es bleibt spannend. Einen schönen Sonntag allerseits!
Ihr atmo-Team
PS: Sie haben Lust, uns kennen zu lernen oder haben Fragen? Dann melden Sie sich gern für unsere Videokonferenz in der kommenden Woche an:
Mittwoch, 3. Juli, 17.30 Uhr
Wenn Sie teilnehmen möchten, schreiben Sie uns gern an mail@atmo-magazin.de. Bei größerem Interesse bieten wir bald weitere Termine an.
Foto: Alexandra Polina
Wir blättern in der atmo 📰
Wir können es kaum glauben: mehr als 1900 Abos!
Mehr als zehn Prozent der 17.000, die wir bis zum Ende des Jahres mindestens brauchen, damit atmo starten kann. Das ist der aktuelle Abo-Stand nach Woche eins unseres Abo-Crowdfundings. Kann atmo also kommen? Wir würden sagen: Wir sind auf einem guten Weg dorthin. Dank Ihnen und Euch! Vielen Dank an alle, die mit ihrem Abo schon fest zugesagt haben, für unabhängigen Umweltjournalismus zu bezahlen.
Das ist ein enormer Vertrauensvorschuss. Das wissen wir. Und wir wissen das zu schätzen. Und manche von Ihnen und Euch, auch das wissen wir, zögern noch zu abonnieren – denn schließlich gibt es atmo noch gar nicht.
Ein Leser etwa schrieb, er werde „nicht die Katze im Sack kaufen“. Das können wir gut verstehen. Daher kommen hier schon mal ein paar gesicherte atmo-Eckdaten:
- atmo wird ab 2025 sechsmal im Jahr erscheinen, gedruckt und digital.
- atmo wird 84 Seiten haben, werbefrei
- Und atmo wird weder ein winzig kleines Magazin im Buchformat werden, noch im unhandlichen Zeitungsformat erscheinen.
Wir werden den Geist des Greenpeace Magazins erhalten und dabei manches erneuern. Was genau, das entwickeln wir gerade – auch mithilfe von Umfragen in diesem Newsletter und in direkten Gesprächen mit Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern. Haben Sie Fragen oder Anregungen? Was ist Ihnen wichtig? Lassen Sie uns reden! Weiter unten finden Sie Terminvorschläge.
Diese Dinge stehen für uns schon fest:
- Es wird in jeder Ausgabe ein „Dossier“ geben, in dem wir ein komplexes Thema wie das 30-Prozent-Naturschutzziel oder die Wärmewende mit Infografiken und Fakten verständlich und zugleich kompakt erklären, sodass man nach dem Lesen mitreden kann.
- Wir werden weiterhin Lobbylügen entlarven, Verursacher und Täter benennen und Argumentationshilfen liefern für all jene, die gegen Aussagen wie „Deutschlands CO2-Ausstoß fällt doch gar nicht ins Gewicht!“ gewappnet sein wollen.
- In einem Debattenressort werden wir respektvoll streiten lassen, um Argumenten wieder Raum zu geben und einander zuzuhören. Das Für und Wider der Neuen Gentechnik, der Tierhaltung oder der Atomkraft, Windkraft gegen Rotmilane – die Streitthemen werden uns so schnell nicht ausgehen.
- Es wird auch um die großen Fragen nach dem guten Leben und nach einem gerechten System gehen. Um das Glück innerhalb der planetaren Grenzen: Wie wollen wir zusammenleben, global wie lokal? Und wie mit allem anderen Leben umgehen? Wie sieht eine Wirtschaft ohne Zerstörung aus? Wie beenden wir den unerklärten Krieg gegen die Natur? Gegen uns selbst?
- Und wir wenden uns einer helleren Version der Zukunft zu: Wir zeigen, wie die ökologischen Wenden von der Agrar- bis zur Verkehrswende funktionieren können.
- Wir berichten weiter intensiv über wegweisende Menschen und Initiativen, die vorangehen und uns mit guten Ideen und Mut inspirieren.
Denn es gibt sie ja, die Geschichten des Gelingens. Dass in Deutschland – entgegen aller Prognosen – der Solarausbau boomt. Dass Architekturbüros Gebäude „recyceln“, statt sie abzureißen. Dass Firmen langlebige, reparaturfähige Produkte entwickeln. Dass Städte Platz für Fahrräder und öffentliches Leben schaffen.
Mit einem Abo ermöglichen Sie, dass diese Geschichten erzählt werden – und Sie und Du und noch viel mehr Menschen davon erfahren.
Wie es weitergeht
Wir erarbeiten das Konzept und Design von atmo, während wir noch die letzten Ausgaben des Greenpeace Magazins produzieren. Zum 30. August geht dessen letzte Ausgabe in den Druck, um Mitte September in den Briefkästen der Leserinnen und Leser zu liegen, in Ihren und Euren Briefkästen. Es wird ein buntes Sonderheft, das nicht nur zurückblicken wird, sondern auch nach vorn.
Von September an werden wir uns voll auf atmo konzentrieren, das – dank Ihrer Unterstützung – hoffentlich Anfang 2025 zum ersten Mal erscheinen kann. So wird es kein Abschied für immer, sondern ein „Auf Wiedersehen im neuen Jahr“, mit neuem Namen und mit Ihrer Hilfe.
Reden wir!
Sie möchten uns kennenlernen oder haben Fragen? Lassen Sie uns reden! In den kommenden Wochen bieten wir zwei je 30-minütige Video-Calls via Zoom an:
Dienstag, 25. Juni, 19 Uhr
und
Mittwoch, 3. Juli, 17.30 Uhr
Wenn Sie teilnehmen möchten, antworten Sie uns bitte einfach auf diese Mail und schreiben Sie uns, an welchem Termin Sie Zeit haben. Falls das Interesse größer ist, bieten wir bald weitere Termine an.
Wir freuen uns auf Sie!