In meinem Leben wollte ich vieles werden: eine Aktivistin in einem Schlauchboot, eine Journalistin, die über das größte Thema unserer Zeit schreibt, Mutter. Bis auf die Sache mit dem Schlauchboot habe ich alles davon geschafft.
Unternehmerin zu werden, hatte ich bisher nicht vor. Ähnlich geht es meinen Kolleginnen und Kollegen vom Team atmo. Aber wie sich zeigt, ist das Leben nur bedingt planbar. Und nun sind wir in der Tat dabei, ein unabhängiges Medienunternehmen für guten Umweltjournalismus aufzubauen. Mit Ihrer und Eurer Hilfe! Und das beflügelt. Deshalb möchte ich, bevor ich – wie im letzten Newsletter versprochen – erzähle, was das Besondere an der neu gegründeten atmo Media ist, sehr herzlich Danke sagen! Und ich möchte alle neuen Abonnentinnen und Abonnenten dieses Newsletters an dieser Stelle begrüßen: Schön, dass auch Sie dabei sind!
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Zukunft selber machen
Gerade fühlen wir uns getragen von einer Welle der Zustimmung und Unterstützung. Wir bekommen ermutigende Zuschriften aus kleinen Orten ebenso wie aus großen Städten. Und etliche Leserinnen und Leser nutzen die Gelegenheit, dem Zehn-Punkte-Plan von atmo ihren individuellen Punkt 11 hinzuzufügen.
Elisabeth S. aus München etwa ergänzt: „Wir setzen uns für ein gerechteres Wirtschaftssystem ein, bei dem Arm und Reich nicht gegeneinander ausgespielt werden.“ Oliver Kleinert-Cordes aus Hattingen schreibt unter Punkt 11: „Wir etablieren Kommunikation auf Augenhöhe.“ Zuhören, Ausreden lassen und gegenseitiges Verstehen seien die „Grundlage allen Miteinanders“ und würden helfen, „zementierte Konflikte“ zu vermeiden. Astrid Bohn aus Nürnberg hat „Angst vor dem Unbekannten, mangelndes Wissen und politische Eitelkeiten“ als Ursache vieler Blockaden ausgemacht. Ihr Elftens lautet daher: „Wir bleiben positiv, konstruktiv und motiviert. Wir wollen Veränderung, wir haben keine Angst, Dinge neu anzugehen und Altes loszulassen. Wir sehen den Kern der Sache und handeln entsprechend. Wir haben Vertrauen in eine gute Zukunft.
Und Kristian Weigand aus Stutensee schreibt weiserweise: „,Wir’ machen uns klar, wer dieses ‚Wir’ ist, wie das ‚Wir’ anders werden, die Zukunft des Planeten sichern und eine lebenswerte Gesellschaft schaffen kann.“ Angesichts der Lücke zwischen Wissen und Handeln ist dieser Einwand berechtigt. Doch Herr Weigand schließt mit der Hoffnung: „,Wir’ schaffen es.
Genau das hoffen auch wir. Wir werden recherchieren, wie eine lebenswerte Zukunft möglich wird. Wir werden der Frage nachgehen, wie die Konflikte um die Große Transformation zu lösen sind. Immer wieder. Mehr über atmos inhaltliche Pläne hat meine Kollegin Frauke Ladleif vor Kurzem der taz im Interview erzählt. Spoiler: Es geht neben dem Journalismus auch um Zusammenhalt und die Lust am Mitmachen.
Eigentum verpflichtet
Nun aber der angekündigte Blick in den Maschinenraum der atmo Media GmbH. „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“, heißt es in Artikel 14, Absatz 2 des Grundgesetzes. Wir nehmen uns das zu Herzen und haben für unser Unternehmen die Weichen in Richtung Verantwortungseigentum gestellt. Nie gehört? Verantwortungseigentum ist eine Rechtsform, die es so – juristisch offiziell – in Deutschland noch nicht gibt. Mithilfe einer gemeinnützigen Stiftung kann aber bereits so gewirtschaftet werden. Immerhin im Koalitionsvertrag der Ampel steht die „Gesellschaft mit gebundenem Vermögen“ schon.
Gebundenes Vermögen bedeutet, dass atmo nur denjenigen gehören soll, die zugleich dort arbeiten. Gewinne wandern zurück in den Zweck der Firma. Also in den Umweltjournalismus. Und verlässt jemand das Unternehmen, erhält er oder sie nur die eingezahlte Summe zurück. Keine Wertzuwächse. Dieses Prinzip hält atmo unabhängig und heißt auch: „Naked in, naked out“. Ja, wir haben viel gelernt und auch manchmal gelacht in den vergangenen Wochen.
Aber im Ernst: Unser Ziel ist es, sinnorientiert zu arbeiten, nicht gewinnorientiert. Eine bessere Wirtschaft ist möglich und atmo möchte ein Teil davon sein. In Deutschland gibt es längst andere Unternehmen, die sich selbst gehören: die Ökosuchmaschine Ecosia zum Beispiel, der Kondomhersteller Einhorn oder der Verlag Neue Narrative. Doch wir haben den Schritt zum Verantwortungseigentum bisher nicht vollständig vollzogen. Noch ist an atmo Media keine Stiftung beteiligt, die nötigenfalls per Veto über die Einhaltung der Verantwortungsprinzipien wacht. Und so ist es durchaus noch möglich, dass atmo eine gemeinnützige GmbH wird oder eine Genossenschaft. Denn zuerst möchten wir unsere Kraft auf den Aufbau des Magazins konzentrieren.
Das Henne-Ei-Problem
Vor Kurzem habe ich in einer Fußgängerzone Aktivistinnen der Organisation Peta gesehen. Sie standen stumm da und hielten Plakate mit blutenden Lämmern und irgendwie gerupft aussehenden Hühnern hoch. Der Slogan: Ostern – ein Schlachtfest. Ich fröstelte in meiner Winterjacke und ging schnell weiter.
Doch ich musste an Punkt 6 unseres Zehn-Punkte-Plans denken. An die Forderung, weniger Fleisch und andere Tierprodukte zu essen. Inzwischen empfiehlt sogar die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Esst mehr Pflanzen! Eine in den vergangenen Wochen heftig bis wütend diskutierte Entscheidung. Uns würde in der Umfrage daher dieses Mal interessieren, was bei Ihnen zu Ostern auf den Tisch gekommen ist:
Wir sind gespannt, wie Sie’s mit Hase und Ei halten – und stellen die Ergebnisse im nächsten Newsletter vor.
Noch kurz zu mir: Nach Stationen unter anderem beim Leipziger Radiosender mephisto 97.6 und bei der Tagesschau, bin ich seit 15 Jahren Redakteurin beim Greenpeace Magazin. Gleich zu Anfang wurde das Thema Atomkraft bei mir endgelagert. Seither sind so vielfältige Themen wie Naturkapital, Ökotrauer und Essen, immer wieder Essen, dazu gekommen. Hartnäckig hält sich das Gerücht, ich könne gut kochen. Nur weil ich lange die literarische Obst- und Gemüsekolumne „À la Saison“ geschrieben habe. Ich stelle hier klar: Bei uns zu Hause kocht und bäckt fast ausschließlich mein Mann. Und das ganz hervorragend. Übrigens bin ich die einzige Ostdeutsche im Team. Mit zehn Jahren habe ich in Leipzig die Friedliche Revolution erlebt. Danach war alles anders. Ich habe also Transformationserfahrung. Und das ist gerade garantiert kein Nachteil.
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